Die Presse am Sonntag

»Der Rohrstab von heute ist das Geld«

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Maximilian Brustbauer unterricht­et an einer AHS. Schwänzen sei nicht das wichtigste Thema in der Schule und habe meistens einen Grund. Nein, Maximilian Brustbauer kann sich nicht erinnern. Dass er und seine Lehrerkoll­egen einmal zusammenge­standen wären und gesagt hätten: Was machen wir denn mit den Schulschwä­nzern? „Wir reden über Unpünktlic­hkeit und fehlende Hausübunge­n.“Das Schwänzen sei nicht das dringlichs­te Thema an der Schule.

Er unterricht­et in einer Wiener AHS – dort sind auch viele Kinder, die als erste in ihrer Familie Matura machen. Was nicht bedeutet, dass Schwänzen nicht vorkommt, aber selten. „Wenn ein Kind schwänzt, dann macht es das meist, weil es vor Problemen davonrennt.“Erst vor Kurzem hatte er einen Schüler, der regelmäßig dem Unterricht fernblieb. Brustbauer sprach ihn darauf an. „Er hat dann erzählt, dass er in mehreren Fächern hängt, und wir haben einen Deal gemacht. Egal, was ist, er kommt zuerst zu mir“, so Brustbauer, der Deutsch und Geschichte lehrt. Der Schwüler schwänzt heute nicht mehr, die Noten sind besser. Von Strafen hält Brustbauer daher naturgemäß wenig. „Ich glaube nicht, dass das etwas bringt.“Er habe noch nie Eltern erlebt, die ihre Kinder daran gehindert hätten, in die Schule zu gehen. „Das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern wird sich dadurch nicht verbessern.“Man gebe Eltern ein emotionale­s Druckmitte­l in die Hand. Das sei wie eine Rückkehr zu einer alten Pädagogik. „Der Rohrstab von heute ist das Geld.“Natürlich gebe es Schulpflic­ht, aber unter Androhung von Strafe lerne niemand gut. win

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