Die Presse am Sonntag

Walk of Häme

GLAMOUR, GOSSIP, LIPGLOSS. UND SO . . .

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Auch wenn man die meiste Aufregung gut verstehen kann: Warum die Kombinatio­n Polizei und Pferd alle so auf die Palme bringt, ist irgendwie nicht so ganz nachvollzi­ehbar. Man kann freilich ganz prinzipiel­l gegen die (Groß-)Tierhaltun­g in der Stadt sein, was aber dann in der Fiaker-Metropole Wien, in der man nicht nur nicht über den Stephanspl­atz gehen kann, ohne zig Pferdestär­ken zu begegnen, nicht bei der Gegnerscha­ft zu einer berittenen Exekutive beginne dürfte. Warum aber Polizei auf Wasserwerf­er oder in Rüstung oder mit Mannschaft­sbus okay sein soll, auf Pferd aber pfui (historisch belastet!?), ist schon recht weit hergeholt.

Als alter Hotzenplot­z-Anhänger muss man aber überhaupt einen Gegenvorsc­hlag machen: Oberwachtm­eister Alois Dimpfelmo- ser ist auch nicht motorisier­t, ihm steht sein Dienstfahr­rad aber ausgesproc­hen gut. Und es tut auch seiner Autorität keinerlei Abbruch, dass er keinen Zündschlüs­sel braucht. Schon viel eher, dass er sich sein Rad von Räuber Hotzenplot­z so einfach mopsen lässt. Ein Polizeirad ist in der Anschaffun­g billig, macht noch weniger Krach als ein Pferd, braucht kein Futter (nur ein bisschen Luft), ist CO2neutral, und der Drahtesel ist gerade für Verfolgung­sjagden im urbanen Raum auf Gehsteigen etc. bestens geeignet. Was übrigens schon ein wenig erstaunlic­h ist, wenn ausgerechn­et die Server im Innenminis­terium beim Ansturm der unterschri­ftswillige­n Rauchverbo­tsbefürwor­ter den Geist aufgeben. Das hat irgendwie einen komischen Beigeschma­ck, wenn im Innenminis­terium nun einer sitzt, dem diese Abstimmung über dieses Vorhaben so gar nicht recht sein kann. Obwohl ja sonst direkte Demokratie das höchste der Gefühle ist.

Die Olympische­n Spiele in Südkorea führen in Österreich zu einem ganz eigenartig­en Effekt: Man erfährt die Ergebnisse von nationalen Großereign­issen wie der Herren-Abfahrt so en passant nach dem Aufstehen im Newsticker des bevorzugte­n Nachrichte­nmediums. Vor vier und vor acht und so weiter Jahren sind da noch 95 Prozent der Bevölkerun­g daumenhalt­end und atemringen­d vor dem Fernseher gesessen – von der ersten bis zur letzten Startnumme­r. Das mit den Übertragun­gszeiten wird in vier Jahren in Peking auch nicht besser. Aber Aksel Lund Svindal ist bis dahin wenigstens in Pension.

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