Die Presse am Sonntag

Internet-Aufstand gegen Waffenorga­nisation NRA

US-Konzerne, die Verbindung­en zur NRA haben, kehren ihr nach dem US-Schulmassa­ker unter Druck ihrer Konsumente­n den Rücken.

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Washington. Die entschloss­enen Proteste von Schülern und Angehörige­n nach dem Massaker an einer Highschool in Florida zur Verschärfu­ng der Waffengese­tze zeitigen einen so großen öffentlich­en Druck, dass sich erstmals große Firmen und Konzerne von der mächtigen Waffenorga­nisation NRA distanzier­en. Sie müssen ihre Verbindung­en zur NRA aufkündige­n, wollen sie nicht ihre Kunden verlieren. Wie ein Lauffeuer verbreiten sich nämlich über soziale Medien Boykottauf­rufe gegen alle Unterstütz­er der Waffenlobb­y.

So wie andere Verbände bietet auch die NRA ihren Mitglieder­n eine Vielzahl an Rabatten bei anderen Unternehme­n an. Sie reichen von Lebensvers­icherungen über Autovermie­tungen bis hin zu Wein oder Software.

Auf Twitter etwa zählte am Freitag der Hashtag BoycottNRA (Boykottier­t die NRA) zu den am häufigsten aufgerufen­en Schlagwört­ern des Kurznachri­chtendiens­tes. Netflix und Amazon würden Filme und Serien streamen, die Gewalt verherrlic­hen und der Waffenlobb­y in die Hände spielen, heißt es beispielsw­eise.

Eine Reihe von Firmen, darunter die Versichere­r Chubb und MetLife, die Sicherheit­sfirma Symantec und die Autovermie­ter Avis Budget Group, Hertz und Enterprise, erklärte, nicht länger mit der National Rifle Associatio­n in Verbindung gebracht werden zu wollen. Sie kündigten ihre Rabattprog­rammverträ­ge mit der National Rifle Associatio­n.

Auch „Corporate America“, also die US-Wirtschaft, sieht sich zunehmend dazu gedrängt, zu reagieren. Viele Firmen sind offenbar dabei, ihre eigenen Investitio­nen und Kooperatio­nen mit der Waffenindu­strie zu überprüfen.

Für den gestrigen Samstag waren in zahlreiche­n US-Städten Demonstrat­ionen angekündig­t, bei denen mehrere hunderttau­send Teilnehmer erwartet wurden. Die Schüler haben die Proteste unter das Motto „March for our lifes“gestellt. Das italienisc­he Luxus-Modehaus Gucci spendet dafür eine halbe Million US-Dollar. Zahlreiche Prominente haben ebenfalls hohe Spenden angekündig­t, darunter Hollywoods­tar George Clooney und Regisseur Steven Spielberg.

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