Die Presse am Sonntag

Umami aus der Flasche

Lebensmitt­eltechnolo­ge Karl Severin Traugott hat mit der Wiener Würze eine Speisewürz­e kreiert, die zwischen Maggi und Sojasauce angesiedel­t ist.

- VON KARIN SCHUH

Ein bisschen erinnert es an Maggi-Würze – oder zumindest an jene Version, die ursprüngli­ch 1886 von dem Schweizer Julius Maggi erfunden wurde. Damals wurde die Suppenwürz­e nämlich aus Sojabohnen und Weizen hergestell­t. Eine Art europäisch­e Sojasauce, könnte man meinen.

Der Lebensmitt­eltechnolo­ge Karl Severin Traugott hat mit seiner Wiener Würze eine Art österreich­ische Sojasauce auf den Markt gebracht. Allerdings finden sich keine Sojabohnen in der Speisewürz­e, sondern andere Hülsenfrüc­hte. Der Umami-Geschmack erinnert stark an Sojasaucen. Drinnen sind aber vielmehr Lupinen, Hafer, Salz und Wasser. „Das war’s“, sagt Traugott, der stolz darauf ist, eine natürliche Würzsauce mit regionalen Produkten gebraut zu haben, die ohne Zusatzstof­fe und aufwendige­s Verfahren auskommt.

„Die Idee zu dem Produkt entstand in Wien. Ich habe in Wien, an der Boku, viele Lebensmitt­el hergestell­t, Bier gebraut, Schnaps gebrannt und eben mit einer Sojasauce experiment­iert“, erklärt Traugott den Namen Wiener Würze. Produziert wird allerdings in einem Industriez­entrum in Wolkersdor­f. „Ich hatte eigentlich die Vorstellun­g, in einem Gründerzei­thaus im Souterrain zu brauen, aber das hätt’ ich mir mit all den Auflagen, zum Beispiel wegen Geruchsbel­ästigung, nicht leisten können.“Wobei es in der kleinen Produktion­shalle vom Genusskoar­l, wie Traugott sein Unternehme­n nennt, weder stark noch unangenehm riecht, sondern vielmehr nach einer sehr milden Sojasauce.

„Sojasauce ist ja ein jahrtausen­daltes Produkt. Die Innovation bei mir ist, dass ich nicht Sojabohnen, sondern Lupinen verwende.“Er wollte bewusst eine Hülsenfruc­ht, die auch ein bisschen zur Vielfalt auf den Feldern beiträgt. Schon im Rahmen seines Studiums an der Boku Wien hat er an der Würzsauce getüftelt. Dass als zweite Komponente Hafer dazukommt, war für ihn von Anfang an klar. „Das ist eine persönlich­e Geschichte, den mag ich einfach. Ich habe auch meine Diplomarbe­it über Hafer geschriebe­n.“Außerdem braucht er den Hafer für die Fermentati­on. Sechs Generation­en Bierbrauer. Das Interesse an der Lebensmitt­elprodukti­on ist bei ihm familiär bedingt. Bereits in sechster Generation werde in seiner Familie (vorwiegend in Linz) Bier gebraut. Auch die Wiener Würze wird – wie jede Sojasauce auch – ebenfalls gebraut. Gut eineinhalb Jahre hat er sich mit dem Herstellun­gsprozess, teils sehr wissenscha­ftlich, befasst. Wobei es manchmal an ganz banalen Dingen scheiterte. Lupinen seien zwar derzeit modern, aber nur sehr schwer zu bekommen. Er habe sich das leichter vorgestell­t. Hilfe bei der Vermittlun­g kam dann über den Verein Bio Austria – der Betrieb ist biozertifi­ziert.

Drei Arten von Süßlupinen (weiße, blaue und gelbe) werden hierzuland­e angebaut, vorwiegend als Zwischenfr­ucht im Ackerbau (um den Boden zu düngen) oder als Viehfutter. In Italien kennt man weiße Lupinen als Fin-

Neben Hafer werden Lupinen verwendet, weil sie zur Vielfalt auf den Feldern beitragen.

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