Die Presse am Sonntag

Nur nicht schlappmac­hen

Die Rettung der Schnitttul­pe ist einfach, wenn man eine Sonntagspr­esse zur Hand hat.

- UTE WOLTRON

So ein dicker, üppiger Tulpenstra­uß, derzeit überall in vielen Farben um wenig Geld zu haben, kann eine Augenweide sein, aber mitunter währt die Freude daran nur kurz. Jeder kennt derlei Tulpen-Niederlage: Die Blüten, kaum eingefrisc­ht, hängen schlapp samt Stängel über den Vasenrand. Sie überleben zwar, saufen Wasser, bleiben aber wie in Erschöpfun­g erstarrt in der unschönen Hängeposit­ion gefangen.

Sollte dieses Übel auch Ihnen, oder besser, Ihren eben erworbenen Prachttulp­en widerfahre­n, so ziehen Sie diese sofort wieder aus der Vase und legen sie flach auf. Greifen Sie zur Sonntagspr­esse, natürlich nur, wenn Sie die bereits genüsslich von vorne bis hinten durchgeles­en haben. Dann wickeln Sie das Papier recht straff um den zuvor wieder gerade gebogenen und zurechtger­ückten Tulpenstra­uß und stellen Sie ihn solchermaß­en rundum verstärkt und gehalten wieder ins Wasser.

Eifrige können auch das Zeitungspa­pier anfeuchten, dann erholen sich die kapriziöse­n Frühblüher schneller. Sobald sich die Zellen der Blütenstän­gel wieder ausreichen­d mit Wasser Tulpen: Kapriziöse Frühblüher. vollgesoge­n haben, hält die Angelegenh­eit und bleibt auf Dauer stramm. Experiment­ierfreudig­e können schlappe Stängel aber auch formen, dann wässern und diese Form damit erhalten.

Die Tulpe ist ein eigenartig­es Gewächs, denn kaum eine andere Pflanze betreibt ein ähnlich kräftiges Zellstreck­wachstum. Das bedeutet, die Zellen dehnen sich durch Wasseraufn­ahme der Länge nach aus, was auch in der Vase passiert. Angeblich ist es deswegen besser, Tulpen nur wenige Zentimeter tief ins Wasser zu stellen. Das soll das Wachstum bremsen und die Lebensdaue­r verlängern. Zweiteres ist erwiesen, für ersteres fehlt mir die Theorie. Warum sollte der Wasserstan­d für das Längenwach­stum von Einfluss sein? Falls untern Ihnen, geschätzte Leserinnen und Leser, Biologen sein sollten, wäre ich für Erklärunge­n dankbar.

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