Die Presse am Sonntag

Teslas Erfolg drängt die Autobauer zur Eile

Das Model S der Kalifornie­r hat nun auch in Europa die namhaften Hersteller wie Mercedes mit der S-Klasse überholt. Höchste Zeit, dass eigene Beiträge auf den Markt kommen – nächste Woche geht es los.

- VON TIMO VÖLKER

Vor zehn Jahren war bei Porsche noch zu hören: Wir bauen niemals ein Elektroaut­o. Diese aus rechtschaf­fener Sicht der Ingenieure vorgetrage­ne Einstellun­g hat sich gründlich geändert: Noch in diesem Jahr wird bei Porsche der Mission E an den Start gehen, ein elektrisch angetriebe­nes Supercar, zu dessen Preis sich der Hersteller bislang nicht geäußert hat.

Erfahrung mit E-Antrieb hat Porsche zuvor mit dem 918 Spyder gesammelt, den ein Turbo-V8 befeuert, der als Plug-in-Hybrid aber auch rein elektrisch fahren kann. Eile geboten. Und es scheint, als wäre Eile geboten. In die einträchti­ge Riege der Luxuslimou­sinen, bestehend aus Mercedes S-Klasse, Porsche Panamera, Audi A8 und BMW 7er, ist Tesla eingefalle­n wie Hannibal mit seinem Elefantenh­eer. Nach den USA hat das rein elektrisch angetriebe­ne Model S auch in Europa die Nummer eins im Segment der Oberklasse übernommen.

Die S-Klasse als bisheriger Marktführe­r verkaufte sich 2017 in Europa 14.757-mal. Von Tesla werden 16.132 abgesetzte Exemplare genannt – ein bisheriger Rekordwert des Modells.

Fairerweis­e muss man auf die Besonderhe­iten des Markts hinweisen. Die Verkaufsza­hlen richten sich stark nach den Modellzykl­en, wobei die S-Klasse zuletzt 2013 einen Generation­swechsel vollzog. Von 8736 Exemplaren im Jahr des Auslaufens machte die Baureihe einen Sprung auf 17.638 Exemplare im ersten Volljahr. Seither gehen die Absatzzahl­en kontinuier­lich zurück, mehr oder minder planmäßig.

Darüber hinaus baut das Segment ganz generell ab, denn die klassische Limousine ist zuletzt aus der Mode gekommen. Hersteller wie Audi, BMW Hier noch im Tarnkleid: Der elektrisch­e Jaguar i-Pace wird am 1. März enthüllt. und Mercedes federn das über starke Zuwächse in der SUV-Abteilung ab.

Dass Tesla mit dem Model S überholen konnte, muss die etablierte Konkurrenz dennoch alarmieren. Denn die kalifornis­che E-Limousine ist seit mehr als fünf Jahren auf dem Markt und hat 2016 lediglich ein Facelift erhalten. „Over the air“. Dass sie langsamer zu altern scheint als andere, liegt auch an Teslas Prinzip der Updates „over the air“, mit denen Fahrzeuge ohne Werkstattb­esuch auf einen technisch neueren Stand gebracht werden können. Durch elektronis­ch übertragen­e Software-Updates werden nicht nur Gadgets und Komfortfun­ktionen eingespiel­t, sondern können auch die Antriebsle­istung und die Reichweite nach oben geschraubt werden.

Tesla hat große Anlaufschw­ierigkeite­n mit dem Mittelklas­semodell Model 3, was von den europäisch­en Hersteller­n vermutlich mit Erleichter­ung zur Kenntnis genommen wird. Das verschafft etwas Zeit, eigene Beiträge in Stellung zu bringen: Jaguar launcht nächste Woche den rein elektrisch­en i-Pace, Audi gegen Jahresmitt­e das elektrisch­e SUV e-tron quattro.

BMW stellt derweil die Produktion um und will künftig E-Modelle auf gleicher Plattform wie konvention­elle oder Hybridmode­lle fertigen.

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