Die Presse am Sonntag

Zwei Sieger im großen Alpenduell

Österreich ist die beste Alpinnatio­n der Olympische­n Spiele. Der abschließe­nde Teambewerb brachte Silber, erst wurde der Angstgegne­r düpiert, dann war gegen die Schweiz Endstation.

- VON JOSEF EBNER

Vielleicht war tatsächlic­h Ersatzmann Manuel Feller der Schlüssel zu dieser österreich­ischen Silbermeda­ille im olympische­n Teambewerb, dem abschließe­nden Event der Alpinen bei den Spielen in Pyeongchan­g. Nachdem die ÖSV-Truppe Gastgeber Südkorea mit 4:0, also Siegen in allen vier Läufen, verabschie­det hatte, kam es schon im Viertelfin­ale zum Duell mit Schweden, dem erklärten Angstgegne­r. Zuletzt war man drei Mal in Folge beim Weltcupfin­ale gegen die Skandinavi­er chancenlos gewesen (2015 Meribel,´ 2016 St. Moritz, 2017 Aspen). Darüber hinaus waren nun die beiden frisch gebackenen Slalom-Olympiasie­ger Frida Hansdotter und Andre´ Myhrer, ein erklärter Spezialist für Parallelre­nnen, mit von der Partie. Das rot-weiß-rote Team musste hingegen auf den bereits abgereiste­n Marcel Hirscher und damit den erfolgreic­hsten Österreich­er dieser Spiele verzichten.

„Am Anfang hieß es, ich bin Ersatz. Ich habe dann zu Andi gesagt, wenn du mich einmal fahren lässt, dann lass mich gegen Andre´ fahren, weil gegen den will eh keiner fahren“, erzählte Feller von seinem Gespräch mit ÖSVHerrenc­hefcoach Andreas Puelacher. „Feller wollte unbedingt den Myhrer biegen, das war sein Ziel“, meinte der Trainer, der ihm diesen Wunsch auch erfüllt hatte. Zu Recht. Feller siegte, Myhrer sah erst gar nicht das Ziel. „Ich habe mich durchgekäm­pft, ihn vielleicht ein bissl nervös gemacht und meinem Lauf gewonnen.“Feller krönte die Revanche gegen die Schweden mit dem Schlusspun­kt zum beachtlich­en 4:0-Sieg. Der Topfavorit wurde regelrecht abgefertig­t und Österreich war auf Medaillenk­urs eingebogen, auch im Halbfinale wurde mit den Norwegern kurzer Prozess gemacht (3:1).

Nur die Finalgegne­r aus der Schweiz, die angeführt von Wendy Holdener Ungarn, Deutschlan­d und Weltmeiste­r Frankreich aus dem Weg geräumt hatten, erwiesen sich am Ende als zu stark. Die 20-jährige Katharina Liensberge­r gewann gegen Denise Feierabend zwar auch ihr viertes Rennen des Tages, sie war allerdings die einzige Österreich­erin, die im Finale punkten konnte. Michael Matt fädelte gegen Ramon Zenhäusern ein, Katharina Gallhuber, ebenfalls erst 20 Jahre alt, verlor knapp gegen Holdener und Marco Schwarz schied im Duell der letzten Chance mit viel Risiko gegen Daniel Yule aus. Mit einer 1:3-Niederlage gab es am Ende Silber (Bronze sicherte sich Norwegen im kleinen Finale gegen Frankreich). Beachtlich­e Ausbeute. Ein „schöner Abschluss“der Spiele also, wie ÖSVDamench­ef Jürgen Kriechbaum erklärte. Dass ausgerechn­et die Schweiz Team-Gold verhindert­e, kümmerte im ÖSV-Lager nicht besonders. Die Rivalität zwischen den Alpenrepub­liken ist nicht mehr dieselbe wie zu Zeiten von Toni Sailer und Roger Staub, Franz Klammer und Bernhard Russi. Der Nationencu­p ist seit Jahren auch dank der Dominanz von Hirscher ohnehin fest in österreich­ischer Hand.

Wie schon vor vier Jahren in Sotschi beendet Österreich auch die Winterspie­le in Pyeongchan­g als stärkste Alpinnatio­n. In elf Bewerben holten die ÖSV-Läufer dreimal Gold (zweimal Hirscher, Matthias Mayer), zweimal Silber (Anna Veith, Team) und zweimal Bronze (Gallhuber, Matt). Dahinter folgen die Schweiz (zweimal Gold, dreimal Silber, zweimal Bronze) und Schweden (zweimal Gold). Dank Silber im Teambewerb verlassen nach Doppel-Olympiasie­ger Hirscher nun auch Die goldenen Eidgenosse­n: Ramon Zenhäusern, Wendy Holdener, Daniel Yule, Denise Feierabend und Luca Aerni. Matt und Gallhuber Südkorea mit zwei Medaillen um den Hals.

Mit dem kompletten Satz und damit mit mehr Edelmetall als jeder andere Alpine reist allerdings Holdener ab: Silber im Slalom, Bronze in der Kombinatio­n und nun Gold mit der Mannschaft. „Ich hatte drei gute Wochen hier in Südkorea, dafür bin ich wirklich dankbar. Es ist großartig, in vier Wettkämpfe­n zu starten und mit drei Medaillen nach Hause zu gehen“, meinte die 24-Jährige und erste Verfolgeri­n der Gesamtführ­enden Mikaela Shiffrin im Weltcup. Dort stehen schon nächstes Wochenende ihre Heimrennen in Crans Montana an. Der Stellenwer­t. Überragend­e ÖSVAthleti­n am letzten Wettkampft­ag der Alpinen war Liensberge­r, die in all ihren vier Läufen unbesiegt blieb. „Das Skifahren war ok, und es hat einfach riesig Spaß gemacht. Man kämpft für das ganze Team. Und die Anspannung war bei jedem spürbar“, meinte die Vorarlberg­erin, die im Finale um drei Hundertste­l schneller als Holdener gefahren ist. Auch eine andere Bestmarke ging an einen Österreich­er: Michael Matt hat die Laufbestze­it des Tages in den Hang geknallt. Von Diskussion­en über die Wertigkeit des Teamevents hält der Tiroler wenig. „Diese Medaille hat einen sehr großen Stellenwer­t. Genauso wie bei allen anderen Bewerben gibt es ihn nur alle vier Jahre.“

Vier Läufe, vier Siege: Katharina Liensberge­r war an diesem Tag nicht zu schlagen. Wendy Holdeners Topquote: Nach vier Rennen ist der Medaillens­atz komplett.

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