In Barcelona beginnt die Zukunft
Alljährlich trifft sich das Who’s who der Mobilfunkindustrie beim Mobile World Congress Barcelona. Die Hauptakteure sind heuer erstmals aber keine Smartphones. in
In diesem Jahr steht der Mobile World Congress in der katalanischen Hauptstadt im Zeichen des Themas „Creating a better Future“. Ein klares Zeichen dafür, dass Smartphones nur mehr eine untergeordnete Rolle auf dieser Messe spielen. Zwar werden auch heuer wieder neue Geräte von Samsung, Huawei, LG gezeigt und selbst die Marke Nokia ist wieder vertreten. Aber der Fokus liegt heuer eindeutig auf einer vernetzten, schnellen Zukunft. Das Event vor dem Event. Die Fachmesse feiert regelmäßig neue Besucherrekorde. 101.000 Besucher drängten sich 2017 durch die acht Hallen des Messegeländes Gran Via. Doch auf der Messe selbst präsentiert nur noch Sony. Fast alle anderen Hersteller hingegen bereits am Samstag und am Sonntag. Der Hardware-Reigen endet somit bereits vor dem eigentlichen Beginn der Messe. Nichtsdestotrotz gibt es noch mehr als 2000 andere Unternehmen, die sich in Barcelona präsentieren. Wer auf der Seite des Veranstalters GSMA die Liste der Unternehmen durchblättert, wird schnell sehen, dass es vermehrt um das Internet der Dinge, Robotik und 5G geht.
Der neue, schnelle Mobilfunkstandard, von dem jetzt alle reden, wird in Barcelona definiert. Ein Standard, der für die ganze Welt gelten soll, ist der hehre Vorsatz der GSMA. Die USA, China und Europa wollen mitmischen. Ein Milliardengeschäft, das sich keiner entgehen lassen will. Wahrscheinlich ist, dass man sich auf zwei Standards einigen wird. Ein Fortschritt. Bei LTE (4G) waren es noch vier. Was hat es mit 5G auf sich? Die fünfte Generation an Mobilfunktechnologie verspricht ultraschnelles Internet. Die Kommunikation soll nahezu ohne Verzögerung stattfinden. Besonders in der Entwicklung selbstfahrender Autos wird 5G sehnlichst erwartet. Autos, die ohne Verzögerung miteinander kommunizieren, das kann Unfälle verhin- dern und Stauentwicklungen reduzieren. Die Branche freut sich auf die neue Mobilfunkgeneration und auch Privatanwender profitieren davon. Zumindest in puncto Schnelligkeit.
Eine Staffel von „Stranger Things“könnte binnen Sekunden heruntergeladen sein. HD-Inhalte sollen ohne Ruckeln und Wartezeiten auf die VR-Brille gestreamt werden können. Bis es aber so weit ist, werden noch Jahre vergehen. Immerhin muss das Netz angepasst werden. Bereits bei LTE war das keine Angelegenheit von ein paar Wochen. Mit 5G soll es aber dieses Mal schneller gehen, da Anpassungen zwar nötig, aber nicht massiv sein werden.
Noch diesen Herbst werden sich die heimischen Mobilfunker A1, Drei (Hutchison) und T-Mobile um die Frequenzen in einer Auktion bemühen können. Ebenfalls zu einem wichtigen Thema könnte die Netzneutralität werden Dass alle Daten in den Netzen gleich behandelt werden, wurde in den USA aufgeweicht − angestoßen durch den Chef der US-Telekomaufsicht FCC, Ajit Pai. Er wird am MWC sein und über seine Vorstellungen über das Internet der Zukunft sprechen. Seinen Auftritt bei der Consumer Electronics Show in Las Vegas sagte er nach Anfeindungen ab. Ob Europa in herzlicher empfängt, bleibt abzuwarten. Große Träume. In Barcelona blickt man in die Zukunft und lässt die Besucher daran teilhaben. Das Leben wird vom Scheitel bis zur Sohle vernetzt. Da ist der smarte Kühlschrank schon fast wieder gegessen. Welche Ideen die Hersteller haben, wird „Die Presse“direkt vor Ort herausfinden und ausführlich online darüber berichten.