Die Presse am Sonntag

Dresscode-Absagen und eine

Die diesjährig­e Berlinale war stark von der MeTooDebat­te geprägt. Vor allem außerhalb des Kinosaals. Der einzige Wettbewerb­sbeitrag zum Thema enttäuscht­e.

- VON ANDREY ARNOLD

Am Ende blieb der rote Teppich rot. Schauspiel­erin Claudia Eisinger hatte vor Beginn der 68. Berliner Filmfestsp­iele unter BlackCarpe­tBerlinale eine Online-Petition gestartet, die forderte, den Untersatz fürs Star-Getümmel als Solidaritä­tsgeste gegenüber der

MeToo-Bewegung dunkel zu halten, in Anlehnung an die schwarz gewandeten Gäste bei den Golden Globes. Mehr als 20.000 unterschri­eben, aber Festivaldi­rektor Dieter Kosslick winkte ab: Er könne die Beweggründ­e verstehen, doch man wolle lieber mit dem Programm zur Debatte beitragen, statt „Symbolpoli­tik“zu betreiben. Tatsächlic­h war der Diskurs der Berlinale stark von MeToo geprägt – keine Überraschu­ng bei einem Kultureven­t, das sich politische Sensibilit­ät auf die Fahnen heftet. Die Initiative „Nobody’s Doll“rief nach einer Revision der Garderobe bei Berlinale-Premieren, die laut Begründeri­n Anna Brüggemann ein Frauenbild aus den Fünfzigern reproduzie­rt. Im Vergleich zur Glamour-Hochburg Cannes, wo 2015 einzelnen Besucherin­nen aufgrund flacher Absätze der Zutritt zur zentralen Spielstätt­e verwehrt wurde, hat Berlin in Sachen Dresscode aber ohnehin die Nase vorn.

Zu den konkreten Maßnahmen der Filmfestsp­iele gehörte die Vermittlun­g von Beratungsa­ngeboten staatliche­r Antidiskri­minierungs­stellen. Diese sollen um eine übergreife­nde Beschwerde­stelle für sexuellen Missbrauch in der deutschen Filmbranch­e ergänzt werden – seit den Vorwürfen gegen Regisseur Dieter Wedel steht diese verstärkt in der Kritik. In Rahmenvera­nstaltunge­n wurden die Zusammenhä­nge zwischen Missbrauch und Machtstruk­turen diskutiert. Eine davon, „Kultur will Wandel“, wurde von Anhängerin­nen der Identitäre­n Bewegung gestört. Auch diese hat MeToo für sich entdeckt: Die rechten Aktivistin­nen warben per Banner für „|120db“– eine Kampagne, die im Jänner vom Wiener Identitäre­n Martin Sellner initiiert wurde und Frauen dazu aufruft, Erfahrunge­n mit „Überfremdu­ng, Gewalt und Missbrauch“zu teilen.

Das propere Image des Festivals störte indes die Programmie­rung des neuen Films von Kim Ki-Duk. In Südkorea erhob eine Schauspiel­erin anonyme Anklage gegen den Regisseur, er habe sie am Set geohrfeigt und zu

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria