Schuld ist nicht (nur) die Sache mit dem Rauch
Das Caf´e Drechsler schließt – vorerst. Daran sind nicht die Probleme wegen der Rauchertrennung, des Schanigartens oder der Öffnungszeiten schuld. Trotzdem war das Drechsler zuletzt vor allem dafür bekannt.
Seit das bevorstehende Aus bekannt wurde, ist die Liebe groß. Seither, erzählt man, läute dauernd das Telefon, Leute fragen im Cafe´ an der Wienzeile, wie es weitergeht, wollen Tische und Stühle kaufen, oder bekunden Interesse daran, das Lokal zu übernehmen.
Aber, auch alte Wiener Tradition, nach den Trauerbekundungen (derer, die auch schon länger nicht mehr dort waren) kommen bald Aussagen, das Drechsler war ohnehin nicht mehr das, was es einmal war. Der alte Herr Drechsler, Enkel des Gründers Engelbert Drechsler, der das Lokal bis 2005 betrieben hatte und bekannt für seine Versorgungsgänge zu den NaschmarktStandlern war, fehle. Seit der Neugestaltung 2007 sei es nicht mehr dasselbe. Und mit dem Frühstücksbetrieb für Nachtschwärmer ab drei Uhr früh, mit dem es zur Institution des Wiener Nachtlebens wurde, ist es schon seit Jahren vorbei. Seither ist es um das Drechsler eher ruhig geworden.
Nun bewegt das Aus sogar Stadtpolitiker zu Abgesängen auf einen „magischen Ort“(Markus Ornig, Neos) – und Kritik (ÖVP und Neos), Wiens Bürokratie ruiniere Betriebe.
Die Behörden hätten es ihm zwar nicht leicht gemacht, so Manfred Stallmajer, der das Drechsler 2007 neu eröffnet hat. Am Aus dürften diese Probleme aber nicht schuld sein. Über die Jahre gab es Strafverfahren (und öffentliche Kontroversen) wegen diverser Auflagen und Verstöße. Seit 2013 hatte das Drechsler nun „normale“Öffnungszeiten, zuvor wurde um zwei zuund um drei Uhr nachts wieder aufgesperrt. Nach Behördenproblemen wegen der Raucher-/Nichtrauchertrennung (der Weg zur Toilette hätte durch den Raucherbereich geführt) war damit Schluss. Ein Nachtbetrieb als Nichtrauchercafe´ zahle sich nicht aus, solange es kein generelles Rauchverbot gibt. Starke Konkurrenz. Später gab es wieder einen Raucherbereich, das Verbot habe zu viel Umsatz gekostet. Die reduzierten Öffnungszeiten blieben. Zu Kontroversen kam es auch wegen eines Schanigartens, den Stallmajer wollte, schließlich zog die übermächtige Kon- Der Drechsler-Chef hat genug. kurrenz der Naschmarkt-Lokale im Sommer so viele Gäste ab, dass der Betrieb schwierig war – so sehr, dass einen Sommer ganz geschlossen wurde.
Wirtschaftliche Probleme habe es trotzdem nicht gegeben, auch der größere Garten wurde dann doch noch genehmigt. Sein ursprüngliches Konzept, an sechs Tagen die Woche 24 Stunden lang offen zu haben, konnte Stallmajer trotzdem nie umsetzen. Elf Jahre Drechsler seien nun genug. Stallmajer will sich auf sein Innenstadt-Boutiquehotel The Guesthouse Vienna konzentrieren. Große Abgesänge, eine Art öffentliches Begräbnis des Drechsler, will er nicht. „Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht“, sagt er. Am 25. März ist Schluss. Bis der Nächste kommt. Wobei, Schluss, das ja auch nur, bis der Nächste kommt: Denn schon Mitte Mai will der Berliner Gastronom und Koch Niko Kölbl (in Wien kennt man ihn für die „Weinschenken“) mit Geschäftspartner Benjamin Weidinger das Drechsler (wieder) neu eröffnen. rierten Nichtraucher-Bars oder Clubs der Kellner selbst spätnachts Feuer an?
Klagen oder Klagsdrohungen nach solchen Verstößen haben in einigen Fällen Rauchfreiheit erreicht. Das Innenstadtcafe´ Korb etwa. 110 Jahre lang wurde dort geraucht, bis 2015, bis zu einer einstweiligen Verfügung durch das Handelsgericht, nach Anzeige des Vereins. Die Betreiber wollten weder 32.000 Euro Strafe zahlen noch eine Trennwand um 10.000 Euro aufstellen (im Glauben, die könne man nach drei Jahren ohnehin wieder einreißen).
Ebenso das Lutz auf der Mariahilfer Straße, dort wurde 2016 nach Kontakten mit dem Verein Rauchen im Club-Bereich verboten. Betreiber Jürgen Lutz berichtet auf der Website, der Verein habe damals Lokale mit existenzgefährdenden Klagsdrohungen überschwemmt. Inklusive der Forderung, 900 Euro an den Anwalt des Vereins zu zahlen, die Verpflichtungserklärung zu unterzeichnen, jederzeit auf Wunsch des Vereins einen Unterlassungsvergleich zu unterzeichnen und
Wer fällt mit Verstößen auf? »Dorfwirtshäuser, Discos, In-Lokale, Migrantenlokale.«
anfallende Kosten (in unbekannter Höhe) zu tragen. Nach langwierigen Verfahren wurde das Rauchen in dem Bereich untersagt, nun will man nicht mehr über das leidige Thema reden.
Auch das Pub Golden Harp, ein Landgasthaus in Waidhofen an der Thaya, und ein paar mehr sind nach Klagen oder Klagsdrohungen des Vereins rauchfrei – etliche weitere wurden geklagt, Dutzende abgemahnt. Das muss nicht in einer Feindschaft enden: Das Dots etwa unterstütze nun den Verein.
Wer verstößt gegen die Spielregeln? Tappler hat klassische Lokaltypen ausgemacht: „Am ehesten Dorfwirtshäuser, Discos, Szenelokale oder Migrantenlokale.“Quer durch die Gastronomie – viele hat sich der Verein zum Feind gemacht. Man spricht über diesen als Klagsverein, der die mühsam