Verhütung auf Krankenschein?
Gesundheitsexperten befürworten die Forderung.
Das Frauenvolksbegehren will sie für alle, andere Organisationen zumindest für Jugendliche: Die Forderung nach Gratisverhütungsmitteln wird immer wieder laut. Eine Befragung des Museums für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch im Vorfeld der Nationalratswahl ergab, dass hierzulande alle Parteien außer der ÖVP zumindest ansatzweise befürworteten, Verhütung für Jugendliche gratis (oder deutlich günstiger) anzubieten.
In Skandinavien, den BeneluxStaaten, England, Frankreich und Deutschland ist das bereits Realität, in Letztgenanntem wird gerade diskutiert, das Angebot auch für einkommensschwache Frauen zu öffnen. In Österreich hätten ähnliche Bestimmungen durchaus positive Auswirkungen, zeigt der vom Ambulatorium Gynmed (das mit Christian Fiala den gleichen Leiter wie das oben genannte Museum hat) herausgegebene Verhütungsreport: Demnach würden 61 Prozent der Menschen, die derzeit nicht verhüten, im Fall einer Kostenübernahme mit Verhütung beginnen und 43 Prozent derer, die bereits verhüten, auf eine andere, meist sicherere Methode umsteigen.
Verhütung auf Krankenkassenkosten könnte, so Elke Graf vom Ambulatorium Pro-Woman, auch dazu führen, dass Frauen eine informiertere Entscheidung treffen können, welche Methode für sie die richtige ist. Denn derzeit können Frauenärzte auch keine Beratungszeit mit der Versicherung abrechnen. Pro-Woman bietet, wie einige andere Einrichtungen auch, kostenlose Verhütungsberatung an – und stößt dabei oft auf viel Unwissen. „Wir sehen uns als beratenden Partner, weil wir wissen, dass bei Ärzten mitunter Zeitmangel herrscht. Alle Verhütungsmittel zu erklären dauert eine gute Stunde. Und dann kommen erst die Fragen.“
Dass es neben der gut bekannten Pille eine Vielfalt an anderen, (mindestens) ebenso wirksamen Methoden gibt, wüssten viele Frauen gar nicht. Dabei sei die Pille nicht für alle die richtige Wahl, erklärt Christian Egarter von der Med-Uni Wien: „Wir wissen heute, dass ungefähr ein Drittel der Frauen die Pille nicht regelmäßig einnimmt und ein- bis zweimal pro Zyklus auf sie vergisst.“Für sie wären Langzeitmethoden wie Hormonimplantate oder die Spirale besser geeignet.