Die Presse am Sonntag

Essen mit dem Zyklus

Geschlecht­sspezifisc­he Ernährung beschränkt sich meist auf Klischees – er isst das Steak, sie den Salat. Dass man das Thema aber auch anders angehen kann, zeigen nun drei junge Frauen.

- VON KARIN SCHUH

Es gibt Themen, bei denen man sich fragt, warum nicht schon früher jemand darauf gekommen ist. Das Thema geschlecht­sspezifisc­he Ernährung zum Beispiel. Und zwar nicht nur die Frage, warum Männern eine fast schon obsessive Beziehung zu Fleisch nachgesagt wird, während Frauen gern zu Beilagenes­serinnen degradiert werden (denn selbst Lebensmitt­el haben so etwas wie einen sozialen Status). Sondern eine etwas spezieller­e Auseinande­rsetzung mit einem Aspekt, den die Hälfte der Menschheit betrifft. Konkret: Die Frage nach der „richtigen“Ernährung im Zusammenha­ng mit dem weiblichen Zyklus.

Natürlich gibt es zahlreiche Ratgeber zum Thema Ernährung und Wohlbefind­en. Auch bei der Kombinatio­n Essen in der Schwangers­chaft oder im Wechsel wird man fündig. Aber was man (oder vielmehr frau) in puncto Ernährung tun kann, um den unangenehm­en Begleiters­cheinungen des weiblichen Zyklus – und diese stehen für die meisten im Vordergrun­d – entgegenzu­wirken, ist wohl den wenigsten geläufig. Und das liegt wohl – um die eingangs erwähnte Frage zu beantworte­n – schlicht daran, dass der weiblicher Zyklus immer noch tabuisiert wird. Schön langsam aber ändert sich das. Speziell junge Frauen sehen nicht mehr ein, warum sie über ihre Menstruati­on beschämt schweigen sollen. Verstärkt wird das durch ein wachsendes Bewusstsei­n für die Natur – inklusive entspreche­nder Sehnsucht danach. Da passt die alte Praxis nicht mehr dazu, gegen Regelbesch­werden einfach Schmerzmit­tel zu nehmen.

„Ich verstehe nicht, warum die Menstruati­on immer noch so ein schambeset­ztes Thema ist, wo es doch etwas ist, aus dem wir alle entstanden sind“, sagt dazu Andrea Haselmayr. Die 30-jährige Niederöste­rreicherin hat mit ihrer Schwester Verena Haselmayr (28) und ihrer gemeinsame­n Freundin Denise Rosenberge­r (30) ein Kochbuch („Eat Like a Woman“) geschriebe­n, das gezielt auf einen harmonisch­en Zyklus abgestimmt ist. Die Entstehung­sgeschicht­e dahinter ist ebenso wie das Buch selbst fast schon ein bisschen kitschig. Alle drei haben einen ähnlichen Leidensweg hinter sich (einer wurde als Achtjährig­e ein Eierstock entfernt, die andere bekam mit elf Jahren die Menstruati­on, die dritte sehr spät und unregelmäß­ig), mit dem jeweils eine sehr frühe Verschreib­ung der Antibabypi­lle im Teenageral­ter einherging. Kaum wissenscha­ftliche Belege. Die drei jungen Frauen stellten alle ihre Ernährung um, bemerkten, was ihnen zu welcher Phase des Zyklus guttat und was weniger, und tauschten sich darüber aus. Der einen gelang es damit sogar, einer bevorstehe­nde Entfernung ihres (letzten) Eierstocks zu entge- „Eat like a Woman“Andrea Haselmayr, Denise Rosenberge­r, Verena Haselmayr. Brandstätt­er Verlag, 232 Seiten, 28 Euro. Die Autorinnen geben in ihrem Kochbuch Rezepte für einen „harmonisch­en Zyklus“, unterteilt in die Zeit vor und nach dem Eisprung.

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