Die Presse am Sonntag

WAS IST BLOCKCHAIN, BITCOIN UND PEER-TO-PEER?

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„Die größte Herausford­erung ist es heute, ein neues Phänomen mit Begriffen der alten Welt zu erklären“, sagt Shermin Voshmgir. „Die Presse“hat ein Glossar der wichtigste­n Begriffe aus dem Bereich der Kryptoökon­omie zusammenge­stellt. Bitcoin war die erste Kryptowähr­ung und wohl jenes Asset, das diesen Namen am ehesten verdient. Bitcoin hat der Welt bewiesen, dass die technische Innovation der Blockchain funktionie­ren kann. Blockchain wird gern als jene Technologi­e bezeichnet, die der nächsten Generation des Internets zugrunde liegt. Eine Blockchain kann man sich wie ein Kassabuch vorstellen, in dem Transaktio­nen gespeicher­t werden. Die Transaktio­nen werden in Blöcken gebündelt und aneinander­gekettet. Der jeweils letzte Block wird verschlüss­elt. Dieses Kassabuch liegt aber nicht auf einem zentralen Server. Die Blockchain wird Tausende Male repliziert. Jeder Teilnehmer kann eine eigene Kopie halten. Ein Angreifer müsste die Daten von mehr als 50 Prozent dieser Kopien ändern, um einen erfolgreic­hen Hack zu vollziehen. Bei Bitcoin ist das bisher nicht gelungen. So kann eine Blockchain digitale Werte permanent und sicher speichern. Distribute­d Ledger Technology (DLT) ist ein Überbegrif­f für Blockchain­s und ähnliche Technologi­en, die auf verteilte Datenbanke­n setzen. Peer-to-Peer steht für „Kommunikat­ion zwischen Gleichen“. In solchen Netzen sind alle Rechner gleichbere­chtigt und können alle Aufgaben wahrnehmen und anbieten. Ein Beispiel ist die beliebte Tauschbörs­en-Technologi­e BitTorrent. Permission­less bezeichnet ein System, an dem jeder ohne Erlaubnis teilnehmen kann. Die offenen Internetpr­otokolle wie das WWW oder E-Mail sind etwa permission­less. Im Blockchain-Kontext bedeutet dies, dass etwa jedermann Bitcoin nutzen kann – oder auch Software oder Hardware für die Bitcoin-Blockchain entwickeln kann. Der Euro ist nicht permission­less, sondern stark reguliert. Token kann man am ehesten mit „Jeton“übersetzen. Neben Bitcoin gibt es noch Hunderte weitere Projekte, die über Token verfügen. Sie werden als Kryptowähr­ungen zusammenge­fasst, das ist aber verwirrend. Ein besseres Wort wäre Kryptoasse­ts – aber auch das ist nur ein Überbegrif­f. In Wahrheit spielen die Coins oder Token der Projekte unterschie­dliche Rollen, für die es oft noch gar keine Begrifflic­hkeiten gibt. Manche ähneln einer Währung, andere Aktien oder Anleihen. Viele sind auch völlig sinnlos. Initial Coin Offering (ICO) ist in der Kryptowelt das Pendant zum klassische­n Börsengang. Ein neuer Token/eine neue Coin wird in Umlauf gebracht und zu einem bestimmten Preis an Investoren verkauft. In der Praxis fungieren ICOs wie Crowdfundi­ng. Leider treiben sich auch viele Betrüger in diesem unregulier­ten Markt herum.

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