THOMAS REITER
denfalls nicht. Schließlich sind es neben den Seriensiegern auch die vielen überdurchschnittlichen Rennläufer, die Österreich den Status der Skination Nummer eins und seit 1990 die Nationenwertung im Weltcup sichern.
„Wir haben nicht mehr die qualitativ hochwertige Masse“, stellt auch Thomas Reiter, 50, fest, Wagners Pendant im Skigymnasium Stams, außerdem sportlicher Leiter im Tiroler Skiverband. Salopp formuliert hört sich sein Befund so an: „Den Österreicher kennst du nicht heraus, wenn er herunterfährt. Skitechnisch müssen wir voll dranbleiben, da sind wir nicht he-
Das ÖSV-Team muss auf das letzte Saisonrennen hoffen, um doch noch einen Abfahrtserfolg einzufahren. Für den im Training so starken Hannes Reichelt lief es überhaupt nicht, er hatte als Zwölfter 0,88 Sekunden Rückstand. „Man darf sich hier keinen Fehler erlauben.“Max Franz landete auf Rang 13, Johannes Kröll auf 15, Christoph Krenn auf 22 und Otmar Striedinger auf 24. Matthias Mayer schied nach schneller Fahrt aus. „Ein klassischer Innenski. Schade, ich habe gut riskiert und gutes Tempo gehabt.“Für das Weltcupfinale qualifiziert sind Kriechmayr, Reichelt, Mayer, Franz und Romed Baumann.
Im heutigen Super-G (10.30, ORF eins) wollen die Österreicher zurückschlagen und auch um die Kugel noch mitreden. Der Norweger Kjetil Jansrud führt nach vier Rennen vor Svindal und dem ÖSV-Quartett Kriechmayr, Reichelt, Franz und Mayer. „Vielleicht klappt es ja mit ein bisserl Wut im Bauch“, hofft Olympiasieger Mayer. rausragend.“Andere erfahrene Leute in Vereinen und Verbänden schlagen noch kritischere Töne an. Im Großen und Ganzen sei das Niveau bei den Jugendmeisterschaften in Saalbach diese Woche nicht berauschend gewesen, heißt es. Viele Ausfälle und nur wenige Topläufer, die herausstechen.
Die offiziellen FIS-Weltranglisten zeichnen ein ähnliches Bild. Zwar sind sie nicht zu hundert Prozent aussagekräftig, Tendenzen aber sind erkennbar; auch lässt sich ablesen, wie stark Österreich in den jeweiligen Disziplinen und Jahrgängen etwa in den Top Ten vertreten ist. Nicht sonderlich stark nämlich, teilweise überhaupt nicht. So gibt es in den Jahrgängen 1998 und 1999, also in jener Altersgruppe, die in den kommenden Jahren über den Europacup in Richtung Weltcup marschieren sollte, großen Aufholbedarf. Vor allem im Slalom, auch in der Abfahrt, nur dort haben viele Nationen Probleme. Bei den jüngsten Läufern in den FIS-Listen (Jg. 2001) gibt es eine Faustregel: Haben sie nach ihrer ersten Saison weniger als 30 Punkte auf dem Konto (je weniger, desto besser, Marcel Hirscher hat in Riesentorlauf und Slalom null Punkte), darf man einiges erwartet. Nur eine Handvoll Athleten schafft eine solche Ausbeute, aus den heimischen Kadern kommt einzig der Pitztaler Joshua Sturm, 16, derzeit in die Nähe dieser Marke.
Reiter, er war einst ÖSV-Gruppentrainer des 17-jährigen Hirscher, plädiert dafür, in Ruhe weiterzuarbeiten und nicht alles schlechtzureden. Er erlebt solche Wellen auch nicht zum ersten Mal. Eine große Masse gebe es im Kinderbereich nach wie vor, auch das Niveau stimme. Dieses Potenzial gelte es eben weiterzuentwickeln. Denn wie schnell sich Erfolg einstellen kann, habe man zuletzt im Weltcup gesehen. Das Slalomteam der Damen rund um Bernadette Schild wurde dank des jungen Trios Gallhuber, 20, Liensberger, 20, und Truppe, 22, innerhalb kürzester Zeit von einer Schwachstelle zu einer schlagkräftigen Mannschaft. Selektion, das ewige Thema. Ausbaufähige Resultate sind nicht die einzige Problematik beim rot-weiß-roten Nachwuchs. Nicht zuletzt weil der ÖSV in der Individualbetreuung sein neues Erfolgsrezept gefunden hat, verändern sich auch gerade die Strukturen an der Basis. „Früher hat der Verein alles abgewickelt, jetzt sind immer mehr die Eltern dahinter, es kommen private Anbieter wie Rennschulen dazu“, erklärt Gastein-Sportchef Wagner.
Dann ist da die Selektionspraxis des Skiverbands, bei der die Meinungen auseinandergehen. Dass früher oder später selektiert wird, liegt in der Natur der Sache, im Sportnachwuchs herrscht die Leistungsgesellschaft. In dieser Saison aber fand bei den Bur- Sportlicher Leiter Skigymnasium Stams
Namen, die man in Zukunft öfter hören wird: Grill, Gritsch, Scheib, Gstrein und Sturm.