Die Presse am Sonntag

Der erste schwarze Superheld

Schwarze Superhelde­n funktionie­ren nicht, hieß es lang. »Black Panther« beweist nun das Gegenteil: Der Film dürfte bis zum heutigen Sonntag eine Milliarde Dollar Umsatz erreichen. Hauptdarst­eller Chadwick Boseman im Interview über Helden und Identifika­tio

- VON PATRICK HEIDMANN

Hierzuland­e ist der Name Chadwick Boseman noch nicht allzu bekannt. Doch in den USA sorgte der 40-Jährige bereits für Aufsehen. Nach einem Regie-Studium, Jobs als Schauspiel­lehrer und Auftritten in Serien wie „CSI: New York“oder „Emergency Room“spielte er gleich in seiner ersten großen Kinorolle in „42“die Baseball-Ikone Jackie Robinson. Für „The First Avenger: Civil War“schlüpfte Boseman vor zwei Jahren erstmals in das Kostüm des Superhelde­n Black Panther, den er nun in seinem eigenen, gleichnami­gen Film (ab 15.2. im Kino) verkörpert. „Black Panther“ist der erste schwarze Superheld in der neuen Ära der großen Comicverfi­lmungen. Höchste Zeit, oder? Chadwick Boseman. Ja, aber dass dieser Moment relativ spät kommt, macht ihn nicht weniger bedeutend. Warum hat es denn so lang gedauert? Da fragen Sie den Falschen. Aber es brauchte die richtigen Leute. Menschen, die ein Gespür dafür haben und Mut. Die sich nicht davon abschrecke­n lassen, dass irgendwer in der Branche immer sagt, ein Film mit einem schwarzen Helden würde nicht funktionie­ren. Und ich bin mir sicher, dass „Black Panther“alle Zweifler Lügen strafen wird. Wie würden Sie die Bedeutung, die ein Held wie der Black Panther hat, formuliere­n? Es ist sehr inspiriere­nd, auf der Leinwand jemanden zu sehen, in dem man sich wiedererke­nnen kann. Als Schwarzer siehst du fast immer Menschen, die zumindest optisch nichts mit dir gemein haben. Gleichzeit­ig ist „Black Panther“für alle nicht-schwarzen Zuschauer eine Bereicheru­ng. Es ist unglaublic­h wichtig, auch mal Helden zu sehen, die nicht dem typischen Bild entspreche­n. Wann ist es Ihnen aufgefalle­n, dass diese Helden nicht so aussahen wie Sie? Ich habe es immer als besonders empfunden, wenn doch einmal einer schwarz war. Green Lantern in den Comichefte­n zum Beispiel. Oder Brown Hornet, in der Bill Cosbys Zeichentri­ckserie „Fat Albert and the Cosby Kids“. Das waren eindrückli­che Momente. Wer waren Ihre Vorbilder? Meine Eltern haben immer darauf gedrängt, dass ich mich auskenne mit den Menschen, die in der Realität Helden-

Chadwick Boseman

wird 1977 in Anderson, South Carolina, geboren.

TV-Auftritte.

2003 der erste Auftritt in der Serie „Third Watch“. Es folgten Auftritte in Law & Order und Emergency Room.

Kino.

2013 die erste Rolle in „42“, der neueste Film „Black Panther“kommt nun ins Kino. haftes geleistet haben. Bei uns waren die Größen der Bürgerrech­tsbewegung ein Thema, Martin Luther King, Malcolm X, Medgar Evers. Aber am meisten beeindruck­t haben mich immer Sportler. Michael Jordan zum Beispiel, und Muhammad Ali. Hat er Sie für „Black Panther“inspiriert? Ali war immer präsent. Seine Stärke, seine Energie, sein Selbstbewu­sstsein. Aber auch Mandela, Patrice Lumumba, Shaka Zulu oder Obama waren wichtig für mich. Sie dienten mir als Projektion­sfläche. Sie alle flossen in meinen Black Panther ein. Hatten Ihre Eltern auch einen großen Einfluss, als Sie eine künstleris­che Laufbahn eingeschla­gen haben? Sie haben mich weder ermutigt noch entmutigt. Meiner Mutter ging es darum, dass wir nicht in Schwierigk­eiten geraten. Alles Positive, das uns daran hinderte, war ihr recht. Sport zum Beispiel. Oder mein Talent fürs Visuelle, denn ich habe viel gemalt. Als mein großer Bruder sich für eine Karriere als profession­eller Tänzer entschied, wa- ren meine Eltern sicherlich nicht begeistert, aber sie haben es akzeptiert. Und so war es auch, als ich dann Film und Theater studieren wollte. Wie kamen Sie zu Film und Theater? Ich habe meinen Bruder oft begleitet, wenn er auf der Bühne stand. Die Proben haben mich fasziniert, weniger das Geschehen auf der Bühne, als die Arbeit seiner Regisseure und Lehrer. Noch wichtiger waren die Filme, allen voran die von Spike Lee. In „Do the Right Thing“, „School Daze“oder „Malcolm X“sah ich plötzlich afroamerik­anische Kultur, alles wonach ich mich sehnte, auf Celluloid gebannt. Sie haben dann zuerst Regie studiert, bevor Sie Schauspiel­er wurden. Meine Professori­nnen haben darauf gepocht, dass man als Regisseur das Handwerk des Schauspiel­ers beherrsche­n muss. Für mich waren das immer zwei Seiten einer Medaille. Ich habe deswegen nie gesagt, dass ich hier nichts mehr mache. Im Gegenteil, es gibt einige Projekte, die ich demnächst umzusetzen vorhabe.

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Reuters derzeit sehr in „Black Panther“, der als schwarzer Superheld Chadwick Boseman reüssiert läuft. erfolgreic­h in den Kinos

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