Kunstwerte
WEGWEISER FÜR AUKTIONEN, MESSEN UND GALERIEN
Unkonventionell. Pace Gallery holt sich für die Estate-Verwaltung des Künstlers Vito Acconci Unterstützung von Sotheby’s-Tochter AAP. Eine völlig neue Kooperation für den Markt.
Die Pace Gallery überraschte vor Kurzem mit der Ankündigung, in der künstlerischen Nachlassverwaltung von Vito Acconci mit der Sotheby’s-Tochter Art Agency Partners (AAP) zusammenzuarbeiten. Das sind neue Wege, die sowohl die Galerie als auch das Auktionshaus einschlagen. Sotheby’s erntete schon viel Kritik, als es 2016 die kleine, aber hochkarätige Kunstberatungsagentur AAP übernahm. Einen ernsthaften Interessenkonflikt warf Phillips-CEO Ed Dolman dem Auktionshaus vor, wenn Berater eines Museums oder einer Kunstsammlung gleichzeitig für ein Auktionshaus arbeiten.
Die Aufgabenteilung zwischen AAP und Pace Gallery sei klar: AAP kümmere sich darum, die Arbeiten von Acconci in Museen und Institutionen unterzubringen, während die Galerie auf Messen und durch Galerieausstellungen für Marktpräsenz sorgen soll. Aufholpotenzial. Tatsächlich hat Acconci Aufholpotenzial, wenn es um den Wert seiner Arbeiten geht. Laut Kunstinformationsplattform Artnet kamen bisher insgesamt nur rund 240 Werke zu Auktionen. Der höchste jemals erzielte Preis für eine Arbeit von Acconci liegt bei 78.125 Dollar für eine Gruppe von Fotografien mit dem Titel „Thirty-five approaches (in 45 parts)“. Dieser Rekordpreis geht allerdings auf das Jahr 2014 zurück. In den vergangenen Jahren erzielten seine Arbeiten kaum mehr als um die 40.000 Dollar.
Wer glaubt, Acconci sei für die Sotheby’s-Tochter die erste Estate-Verwaltung, der irrt. Das Haus betreut mittlerweile 13 Estates, darunter auch den Nachlass des amerikanischen Bildhauers Robert Graham. Bisher hat das Auktionshaus diese Aufträge aber nicht öffentlich gemacht. Der Bedarf für professionelles Estate-Management wird in der Branche langsam erkannt, heißt es seitens AAP. Um den Künstler langfristig gut zu positionieren, braucht es Kontakte zu allen Stakeholdern der Kunstbranche, Kuratoren, Museen, wichtigen Sammlern und auch zum Markt. Traditionell wurden Nachlässe von Galerien verwaltet. Aber sowohl Pace als auch AAP behaupten, dass sie ihre Geschäfte durch die Kooperation gegenseitig nicht kannibalisieren. Das Managen eines Nachlasses bedeute mehr, als nur Bilder verkaufen zu können. Es brauche Menschen, die sich auf die speziellen Bedürfnisse eines Estates oder einer Foundation konzentrieren, zitiert Artnet PaceChef Marc Glimcher. Für das Auktionshaus ist es eine Win-win-Situation, denn neben dem Verdienst für die Verwaltung kommt das Haus sicher auch im Fall einer Versteigerung zum Zug.