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NACHRICHTEN AUS DER REDAKTIONSKONFERENZ
Unsere Jubiläumsausgabe fordert Sie zum Lachen, Lesen und Genießen auf. Wären wir nur alle so agil wie Ehren-CR Gustav Peichl mit seinen 90 Jahren, der uns rät: »Seid heiter!«
Unser diesjähriger Ehrenchefredakteur, Gustav Peichl, ist fürwahr ein Mann der Superlative: Er ist unbestritten einer der wichtigsten Architekten dieses Landes, daneben zeichnete er die Bilder der jüngeren österreichischen Geschichte. Unser Ironimus prägte mit seinen Karikaturen die österreichische Innenpolitik über ein halbes Jahrhundert. Wir durften ihn in seinem selbst entworfenen Haus besuchen, das nach Jahrzehnten noch immer beweist, dass gute Architektur klare Linie bedeutet und für die Ewigkeit gebaut zu sein scheint. Peichl beeindruckte uns aber vor allem mit dem wichtigsten Superlativ: Mit 90 versprüht und verkörpert er Kreativität, Schaffenskraft und Humor. Es schien ihm ein Leichtes, „seine“„Presse“zu gestalten und seine Redaktion zu leiten und arbeiten zu lassen. Wir haben versucht, seine vielen Ideen umzusetzen und seine Aufträge zu erfüllen. Dass er sie in Aufforderungen formuliert hat, half uns: Denkt! Wagt! Seht! Lacht! Genießt! Bewahrt! Haltet durch! Liebt! So heißen die einzelnen Zeitungsbücher, in denen wir ein kleines Staraufgebot zusammengetrommelt haben: Peichl selbst legt Bundeskanzler Sebastian Kurz Polit-Karikaturen aus 60 Jahren vor, SPD-Chefin Andrea Nahles und Christian Kern denken im Doppelinterview Sozialdemokratie neu, Thomas Gottschalk spricht über Wagnis und Provokation, Hannes Androsch beschreibt Reformen, die Österreich wagen müsste, und Otto Schenk sinniert mit Lisa Eckhart über Humor.
Darüber hinaus bieten wir auf: Unternehmer Niki Lauda, die Schauspielerinnen Erika Pluhar und Mavie Hörbiger, den weltbekannten Grafikdesigner Stefan Sagmeister, Zeichner Nicolas Mahler, die Wiener Salondame Lotte Tobisch und Schriftstellerin Friederike Mayröcker, die Peichl für diese Ausgabe eigens ein Gedicht zur Verfügung gestellt hat, das wir auf der Abschlussseite abdrucken.
Ich danke dem großartigen Team der „Presse am Sonntag“rund um Ulrike Weiser und Anna-Maria Wallner und der Produktion. Olliver Mayer, Christina Wild und Jorge Rottmann haben auch diesmal wieder mit bewundernswerter Gelassenheit die Zeitung gestaltet. Ebenso Art-Direktor Pasha Rafiy, der die Idee zu unserer doppelten Titelseite hatte. Das erste Bild ist die unscharfe, pixelige Version des zweiten, auf dem wir klar die charakteristischen Luftschächte der Bundeskunsthalle Bonn sehen, die Peichl 1989 entworfen hat. Das Doppelbild unterstreicht das Peichel’sche Credo, dass nur analoges Zeichnen, Denken und Schreiben die Sinnlichkeit, die Kreativität und die heitere Leichtigkeit bewahren werden. Vor allem aber danke ich Christian Ultsch, der diese Zeitung mit Akribie und Leidenschaft leitete, und Markus Peichl, den wir im Lauf der Arbeit mit seinem Vater, Gustav, kennenlernen durften.