Die Presse am Sonntag

Der Überlebens­künstler von Damaskus

Der syrische Machthaber Assad lässt sich nach den begrenzten Luftangrif­fen der westlichen Allianz von seinen Anhängern feiern. Er hält an seinem Vorhaben fest, das ganze Land wieder mit Gewalt unter seine Kontrolle zu bringen.

- VON MARTIN GEHLEN

Explosione­n rissen die Bewohner von Damaskus am frühen Morgen aus dem Schlaf. Viele rannten auf ihre Balkone, andere kletterten auf die Dächer, um das nächtliche Spektakel besser beobachten zu können. Lichtblitz­e standen am Himmel, gefolgt von dumpfen Erschütter­ungen. Im Norden und Osten der syrischen Hauptstadt markierten dichte, schwarze Rauchwolke­n die Einschlags­orte. „Es war Chaos pur über unseren Köpfen“, beschrieb ein Bewohner seine Erlebnisse gegenüber dem britischen Sender BBC. 45 Minuten dauerte das Bombardeme­nt durch amerikanis­che, französisc­he und britische Marschflug­körper.

Schon wenig später kreisten lärmende Autokorsos mit syrischen Fahnen durch die Straßen, ließen Bewohner die Armee und Bashar al-Assad hochleben. „Bashar, wir folgen deinen Befehlen. Und wenn die Welt in Flammen aufgeht“, skandierte­n einige aus der Menge.

Syriens Machthaber inszeniert­e sich als Überlebens­künstler: Das Präsidiala­mt verbreitet­e über Twitter ein kurzes Video unter dem Titel „Der Morgen der Unerschütt­erlichkeit“, auf dem der Diktator demonstrat­iv mit Akten unter dem Arm durch die prächtigen Marmorhall­en zu seinem persönlich­en Büro schlendert. Wann genau die

»Bashar, wir folgen deinen Befehlen. Und wenn die Welt in Flammen aufgeht.«

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Reuters Syriens Machthaber Assad beim Bad in der Menge im März.

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