Die etwas andere Royal Wedding
Die Hochzeit zwischen Prinz Harry und Meghan Markle beginnt, ihre Schatten vorauszuwerfen. Erste Details werden bekannt, aber viele Geheimnisse bleiben sorgsam gehütet.
Manchmal hat es doch Vorteile, ein Royal zu sein. Welcher Normalsterbliche hat nicht schon Blut und Wasser geschwitzt bei der Zusammenstellung der Hochzeitseinladungsliste: Da sind einmal die lieben Verwandten, die man unter gar keinen Umständen nicht einladen kann. Dann gibt es die Gruppe derer, von denen man glaubt, sie aus Vor-, Rück- oder Nachsicht unbedingt dabei haben zu müssen. Umgekehrt jene, die man sich eigentlich dabei wünschen würde, denen man aber schweren Herzens einen Korb erteilen muss. Und so weiter.
Wenn man aber der Enkel der britischen Königin ist und seiner amerikanischen Liebsten Mitte Mai im Schloss Windsor das Ja-Wort geben darf, dann kann man eine schlichtes Communique´ veröffentlichen lassen, in dem es heißt: „Es wurde entschieden, dass eine offizielle Abordnung politischer Führer – sowohl aus Großbritannien als auch international – für die Hochzeit von Prinz Harry und Ms. Meghan Markle nicht erforderlich ist.“Statt sich den Kopf zu zerbrechen, wen man sicher nicht mit wem an einen Tisch setzen kann, lädt man einfach alle aus.
Hingegen bleibt weiter ein gut gehütetes Geheimnis, wer nun eine der 600 Einladungen zur Trauungsmesse in der St. George’s Chapel im königlichen Schloss zu Windsor erhalten hat. Nicht dabei sein dürfte Meghans Halb- schwester Samantha Grant, die sich bereits beschwerte: „Es zeugt von schlechtem Geschmack, die eigene Familie nicht einzuladen, stattdessen aber 2000 Fremde.“
Damit spielt sie auf die 2.640 Gäste an, die auf das Schlossgelände geladen wurden, um dort dem Paar ihre Glückwünsche entgegenzubringen. Diese sorgfältig ausgewählte Gruppe umfasst Vertreter der Streitkräfte, denen Harry als Berufssoldat mit Einsätzen in Afghanistan und Irak besonders verbunden ist, ebenso wie Wohltätigkeitsorga- nisationen, Vertreter des königlichen Haushalts und Menschen aus allen Teilen des Vereinigten Königreichs. Mit dabei sein wird auch die 12-jährige Amelia Thomson, die im Vorjahr den Terroranschlag auf das ArianaGrande-Konzert in Manchester überlebte: „Ich bin sehr, sehr, sehr, sehr, sehr aufgeregt“, sagte sie im Fernsehen. Sie wird von der Großmutter ihrer bei dem Attentat getöteten Freundin begleitet werden.
Als Royal braucht man auch nicht wirklich Geschenke, stattdessen hat das Paar um Spenden an sieben Organisationen ersucht, die sich unter anderem Obdachlosen, Kindern mit HIV, sozial Benachteiligten, Kriegsveteranen und dem Naturschutz annehmen. „Die Liste spiegelt sehr gut wider, was Harry und Meghan am Herzen liegt“, sagt Biografin Katie Nicholl. Privatparty. Nach dem Empfang wird am Abend im kleinen Kreis von nur mehr 200 Gästen im Frogmore House im Garten des Windsor-Areals abgetanzt. Spekuliert wird über einen besonderen Gig. Einer der angesagtesten Londoner DJs, Jevanni Letford, ließ kürzlich wissen, er sei für den 19. Mai „für eine private Veranstaltung“gebucht. Bevor er begann, sich wie ein Mitglied des Königshauses zu benehmen, war Harry jahrelang der König der Londoner Discoszene gewesen.
Ebenfalls im Bereich der Spekulation bleibt bisher die Frage nach den Trauzeugen. Prinz William sorgte kürzlich für Verwunderung, als er erklärte, sein jüngerer Bruder habe ihn noch nicht gefragt. Für Meghan gelten ihre Freundinnen Jessica Mulroney und Janina Gavankar als Favoritinnen. Mulroney, die mit dem Sohn des früheren kanadischen Premiers verheiratet ist, stand ganz am Anfang der Beziehung von Harry, 33, und Meghan, 36: „Sie gewährte ihnen geheimen Unterschlupf in ihrem Haus in Toronto“, erinnert sich ein Vertrauter, als das frischverliebte Paar sich 2016 vor den Kameras der Weltpresse fernzuhalten suchte.
Das wird ihnen nicht gelingen, wenn sie in einem Monat vor den Traualtar schreiten. Die Hochzeit wird weltweit live im Fernsehen und Inter- net übertragen werden. Die letzte „Royal Wedding“zwischen Prinz William und Kate Middleton im Jahr 2011 sahen allein in Großbritannien 37,5 Millionen Menschen. Die Tatsache, dass Meghan Markle die erste Amerikanerin seit Wallis Simpson (1937) ist, die in das britische Königshaus heiratet, heizt nicht nur das Interesse in den ohnehin Royals-besessenen USA weiter an. „Das ist eine globale Story“, sagt der auf das Königshaus spezialisierte Fernsehproduzent Nick Bullen.
Auch in Großbritannien ist das Echo gewaltig. Dazu meint Bullen:
Nach dem Empfang wird im kleinen Kreis von nur mehr 200 Gästen abgetanzt. » Meghan Markle bringt etwas in die Königsfamilie, das lange gefehlt hat. «
„Wir haben hier eine geschiedene, gemischt-rassige Schauspielerin. Sie ist attraktiv, klug und meinungsstark. Sie bringt etwas in die Königsfamilie, das lange gefehlt hat. Sie gibt den Windsors das Gefühl, für ein Publikum von Bedeutung zu sein, das sie bisher völlig ignoriert hatte.“Es sind die jungen Menschen, die im trendigen East London Vintage-Kleidung kaufen, veganes Eis schlecken und nach einer durchgemachten Nacht auf ein Bio-Frühstück gehen. Prinz Harry ist einer von ihnen.
Von hier kommt auch der Hochzeitskuchen: In einem weiteren Bruch mit der Tradition wird es keinen Fruchtkuchen, sondern eine Zitronencremetorte aus einer Bäckerei im Ostlondoner Hackney geben. Den Blumenschmuck hingegen arrangiert mit der Floristin Philippa Craddock ein Liebling der Londoner High Society. Wetten auf Haarschnitt. Bis zuletzt geheim halten will man den Namen des Designers des Hochzeitskleids. Als Favorit gilt Ralph & Russo. Darauf wie auf Dutzende andere Facetten vom Wetter am Hochzeitstags bis zum erwarteten Haarschnitt von Prinz William kann man derzeit Wetten abschließen. Und auch das unvermeidliche Gedenkporzellan gibt es bereits: Ab 19.99 Pfund für ein Kaffeehäferl ist der echte Royalist dabei. Man gönnt sich ja sonst nichts.