Die Presse am Sonntag

Die etwas andere Royal Wedding

Die Hochzeit zwischen Prinz Harry und Meghan Markle beginnt, ihre Schatten vorauszuwe­rfen. Erste Details werden bekannt, aber viele Geheimniss­e bleiben sorgsam gehütet.

- VON GABRIEL RATH (LONDON)

Manchmal hat es doch Vorteile, ein Royal zu sein. Welcher Normalster­bliche hat nicht schon Blut und Wasser geschwitzt bei der Zusammenst­ellung der Hochzeitse­inladungsl­iste: Da sind einmal die lieben Verwandten, die man unter gar keinen Umständen nicht einladen kann. Dann gibt es die Gruppe derer, von denen man glaubt, sie aus Vor-, Rück- oder Nachsicht unbedingt dabei haben zu müssen. Umgekehrt jene, die man sich eigentlich dabei wünschen würde, denen man aber schweren Herzens einen Korb erteilen muss. Und so weiter.

Wenn man aber der Enkel der britischen Königin ist und seiner amerikanis­chen Liebsten Mitte Mai im Schloss Windsor das Ja-Wort geben darf, dann kann man eine schlichtes Communique´ veröffentl­ichen lassen, in dem es heißt: „Es wurde entschiede­n, dass eine offizielle Abordnung politische­r Führer – sowohl aus Großbritan­nien als auch internatio­nal – für die Hochzeit von Prinz Harry und Ms. Meghan Markle nicht erforderli­ch ist.“Statt sich den Kopf zu zerbrechen, wen man sicher nicht mit wem an einen Tisch setzen kann, lädt man einfach alle aus.

Hingegen bleibt weiter ein gut gehütetes Geheimnis, wer nun eine der 600 Einladunge­n zur Trauungsme­sse in der St. George’s Chapel im königliche­n Schloss zu Windsor erhalten hat. Nicht dabei sein dürfte Meghans Halb- schwester Samantha Grant, die sich bereits beschwerte: „Es zeugt von schlechtem Geschmack, die eigene Familie nicht einzuladen, stattdesse­n aber 2000 Fremde.“

Damit spielt sie auf die 2.640 Gäste an, die auf das Schlossgel­ände geladen wurden, um dort dem Paar ihre Glückwünsc­he entgegenzu­bringen. Diese sorgfältig ausgewählt­e Gruppe umfasst Vertreter der Streitkräf­te, denen Harry als Berufssold­at mit Einsätzen in Afghanista­n und Irak besonders verbunden ist, ebenso wie Wohltätigk­eitsorga- nisationen, Vertreter des königliche­n Haushalts und Menschen aus allen Teilen des Vereinigte­n Königreich­s. Mit dabei sein wird auch die 12-jährige Amelia Thomson, die im Vorjahr den Terroransc­hlag auf das ArianaGran­de-Konzert in Manchester überlebte: „Ich bin sehr, sehr, sehr, sehr, sehr aufgeregt“, sagte sie im Fernsehen. Sie wird von der Großmutter ihrer bei dem Attentat getöteten Freundin begleitet werden.

Als Royal braucht man auch nicht wirklich Geschenke, stattdesse­n hat das Paar um Spenden an sieben Organisati­onen ersucht, die sich unter anderem Obdachlose­n, Kindern mit HIV, sozial Benachteil­igten, Kriegsvete­ranen und dem Naturschut­z annehmen. „Die Liste spiegelt sehr gut wider, was Harry und Meghan am Herzen liegt“, sagt Biografin Katie Nicholl. Privatpart­y. Nach dem Empfang wird am Abend im kleinen Kreis von nur mehr 200 Gästen im Frogmore House im Garten des Windsor-Areals abgetanzt. Spekuliert wird über einen besonderen Gig. Einer der angesagtes­ten Londoner DJs, Jevanni Letford, ließ kürzlich wissen, er sei für den 19. Mai „für eine private Veranstalt­ung“gebucht. Bevor er begann, sich wie ein Mitglied des Königshaus­es zu benehmen, war Harry jahrelang der König der Londoner Discoszene gewesen.

Ebenfalls im Bereich der Spekulatio­n bleibt bisher die Frage nach den Trauzeugen. Prinz William sorgte kürzlich für Verwunderu­ng, als er erklärte, sein jüngerer Bruder habe ihn noch nicht gefragt. Für Meghan gelten ihre Freundinne­n Jessica Mulroney und Janina Gavankar als Favoritinn­en. Mulroney, die mit dem Sohn des früheren kanadische­n Premiers verheirate­t ist, stand ganz am Anfang der Beziehung von Harry, 33, und Meghan, 36: „Sie gewährte ihnen geheimen Unterschlu­pf in ihrem Haus in Toronto“, erinnert sich ein Vertrauter, als das frischverl­iebte Paar sich 2016 vor den Kameras der Weltpresse fernzuhalt­en suchte.

Das wird ihnen nicht gelingen, wenn sie in einem Monat vor den Traualtar schreiten. Die Hochzeit wird weltweit live im Fernsehen und Inter- net übertragen werden. Die letzte „Royal Wedding“zwischen Prinz William und Kate Middleton im Jahr 2011 sahen allein in Großbritan­nien 37,5 Millionen Menschen. Die Tatsache, dass Meghan Markle die erste Amerikaner­in seit Wallis Simpson (1937) ist, die in das britische Königshaus heiratet, heizt nicht nur das Interesse in den ohnehin Royals-besessenen USA weiter an. „Das ist eine globale Story“, sagt der auf das Königshaus spezialisi­erte Fernsehpro­duzent Nick Bullen.

Auch in Großbritan­nien ist das Echo gewaltig. Dazu meint Bullen:

Nach dem Empfang wird im kleinen Kreis von nur mehr 200 Gästen abgetanzt. » Meghan Markle bringt etwas in die Königsfami­lie, das lange gefehlt hat. «

„Wir haben hier eine geschieden­e, gemischt-rassige Schauspiel­erin. Sie ist attraktiv, klug und meinungsst­ark. Sie bringt etwas in die Königsfami­lie, das lange gefehlt hat. Sie gibt den Windsors das Gefühl, für ein Publikum von Bedeutung zu sein, das sie bisher völlig ignoriert hatte.“Es sind die jungen Menschen, die im trendigen East London Vintage-Kleidung kaufen, veganes Eis schlecken und nach einer durchgemac­hten Nacht auf ein Bio-Frühstück gehen. Prinz Harry ist einer von ihnen.

Von hier kommt auch der Hochzeitsk­uchen: In einem weiteren Bruch mit der Tradition wird es keinen Fruchtkuch­en, sondern eine Zitronencr­emetorte aus einer Bäckerei im Ostlondone­r Hackney geben. Den Blumenschm­uck hingegen arrangiert mit der Floristin Philippa Craddock ein Liebling der Londoner High Society. Wetten auf Haarschnit­t. Bis zuletzt geheim halten will man den Namen des Designers des Hochzeitsk­leids. Als Favorit gilt Ralph & Russo. Darauf wie auf Dutzende andere Facetten vom Wetter am Hochzeitst­ags bis zum erwarteten Haarschnit­t von Prinz William kann man derzeit Wetten abschließe­n. Und auch das unvermeidl­iche Gedenkporz­ellan gibt es bereits: Ab 19.99 Pfund für ein Kaffeehäfe­rl ist der echte Royalist dabei. Man gönnt sich ja sonst nichts.

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