Feiern wie der Bohnenkönig
Traditionelle Feste, gemalt von Meistern wie Pieter Brueghel dem Jüngeren, stehen im Mittelpunkt der Auktionswoche im Dorotheum.
Vier Generationen an der Staffelei und somit eine echte Künstlerdynastie war die flämische Brueghel-Familie, die zu den bedeutendsten Malern des 16. und 17. Jahrhunderts zählen. Bei Auktionen sind Werke der Brueghels immer zugkräftig. So ist auch bei der ersten großen Auktionswoche des Jahres (24. bis 26. April) im Dorotheum ein Werk von Pieter Brueghel dem Jüngeren das Top-Objekt der Altmeister-Auktion. Im Mittelpunkt der Darstellung von „Der Bohnenkönig“steht das Fest der Heiligen Drei Könige. Traditionellerweise kam die Festgemeinde nach dem Kirchgang zu einem großen Mahl zusammen, das Los bestimmte jemanden aus ihrer Mitte zum König: Wer eine Bohne in seinem Kuchenstück fand, bekam sogleich eine Papierkrone aufgesetzt und hatte nun den Hofstaat – sprich: die Königin, den Narren, den Sänger, den Zeremonienmeister, den Vorkoster und andere – zu bestellen. Sobald der König das Glas erhob, um daraus zu trinken, rief die Menge „Der König trinkt“. Damit konnten die Feierlichkeiten beginnen. Der Schätzwert beträgt 700.000 bis 900.000 Euro. Der künstlerische Vater der Großfamilie war Pieter Brueghel der Ältere, der die flämisch-niederländische Landschafts- und Genremalerei wesentlich beeinflusste und vor allem durch seine Darstellungen des bäuerlichen Lebens, wie die „Bauernhochzeit“bekannt ist. Sein Sohn Pieter Brueghel der Jüngere orientierte sich stark am Werk des Vaters und war teils als Kopist tätig. So gibt es Beispielsweise auch eine „Bauernhochzeit“von Pieter Brueghel dem Jüngeren. Auch der bisher höchste bei einer Auktion erzielte Preis ist eine Kopie eines Werkes des Vaters. „Der Kampf zwischen Karneval und Fasten“wurde 2011 für 7,1 Millionen Euro bei Christie’s versteigert. Das Original des Vaters hängt übrigens im Kunsthistorischen Museum in Wien.
Ein weiteres Toplos der Altmeisterauktion ist ein frühes Karnevalsmotiv aus Venedig von Sebastian Vrancx. Es zeigt Motive der Commedia dell‘Arte: den Stierkampf des Giovedi Grasso, Matachins mit großen Trommeln, Akrobaten, Buffoni, eine Straßentheaterszene mit einem Quacksalber, der seine Ware anpreist sowie das Paar aus Pantalone und Zanni. Im linken Vordergrund beobachtet eine elegant gekleidete Gruppe den Stierkampf. Hier könnte es sich nach Ansicht der Experten um Erzherzog Ferdinand II. von Tirol und seinen Neffen Prinz Ferdinand von Bayern samt Begleitung handeln, deren Reise zum Karneval in Venedig im Jahr 1579 dokumentiert ist. Das Werk wird in die Zeit um 1605 datiert und wurde mit 180.000 bis 220.000 Euro bewertet. Eine weitere bedeutende Venedig-Ansicht in fotografischer Qualität stammt von Antonio Joli. Zu sehen ist auf dem auf 200.000 bis 300.000 Euro taxierten Gemälde San Marco mit San Giorgio Maggiore und der Giudecca.
Die Provenienz ist manchmal fast so bedeutend wie das Kunstwerk selbst.
Vulkanausbruch. Bei der Auktion Gemälde des 19. Jahrhunderts ist eine Arbeit des Landschaftsmalers Oswald Achenbach das Toplos. Mit 150.000 bis 200.000 Euro ist das im Jahr 1890 entstandene Ölgemälde „Der Ausbruch des Vesuvs“bewertet. Im Vorjahr erzielte das Haus im April für „Venedig, Blick auf die Piazzetta mit der Biblioteca Marciana und Santa Maria della Salute“mit einem Zuschlag von 240.000 Euro den zweithöchsten Preis für den Künstler.
Am letzten Auktionstag kommen Möbel, Skulpturen, Glas und Porzellan unter den Hammer. Zu den Besonderheiten gehört eine Sitzgarnitur mit filmreifer Provenienz. Eine Sitzbank, sechs Sessel aus dem ersten Viertel des 19. Jahrhunderts und einen Tisch hatte einst Kaiser Franz Joseph seiner Freundin, der Schauspielerin Katharina Schratt, geschenkt. In den 1960er-Jahren wurde diese Garnitur aus SchrattBesitz im Dorotheum angeboten. Gekauft hat sie die junge Schauspielerin Senta Berger. „Der Name Katharina Schratt war mir vertraut, als jener Schauspielerin, die die Geliebte von unserem Kaiser Franz Joseph war, ausgesucht für ihn von seiner Frau Elisabeth, unserer Sissi“, schreibt Senta Berger-Verhoeven in einem Brief. Der Schätzpreis beträgt je 10.000 bis 12.000 Euro, der Tisch 2000 bis 3000 Euro. Neben der Sitzgarnitur ist eine RokokoDeckvase der königlichen Porzellanmanufaktur Berlin erwähnenswert, mit Weichmalerei von Ernst Heinecke. Die Blumen wurden nicht in Bukettform wie im 18. Jahrhundert üblich, sondern in ihrer Gesamtheit, der Natur ähnelnd, dargestellt. Der Preis soll 80.000 bis 140.000 Euro erreichen.