Die Presse am Sonntag

»Fassungslo­s«: Gudenus empört mit Soros-Sager

Die SPÖ ortet bei FPÖ-Klubchef Johann Gudenus »antisemiti­sch eingefärbt­e Polemik«. Die Neos legen ihm den Rücktritt nahe.

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Wien. Die Sympathieb­ekundungen von FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus für die Anti-Soros-Kampagne des ungarische­n Ministerpr­äsidenten Viktor Orban´ in der „Presse“am Samstag sorgen für große Empörung: Laut SPÖ-Chef Christian Kern ist es völlig inakzeptab­el, wenn Gudenus mit „eindeutig antisemiti­sch eingefärbt­er Polemik zündelt und mit antisemiti­sch angereiche­rten Argumenten Ängste schürt“. Um Schaden von Österreich abzuwenden, müssten sich Bundeskanz­ler Sebastian Kurz (ÖVP) und die gesamte FPÖ-Spitze nun eindringli­ch überlegen, „ob Gudenus als Klubobmann noch tragbar ist“, erklärte der SPÖ-Chef.

Hintergrun­d: Orban´ behauptete im Wahlkampf unter anderem, der 87-jährige US-Milliardär George Soros würde von außen eine „Masseneinw­anderung“in die EU steuern. Damit konfrontie­rt, meinte Gudenus: „Ich war im Wahlkampf nicht dabei. Aber Soros spielt in der Tat aus meiner Sicht eine fragwürdig­e Rolle.“Es gebe „stichhalti­ge Gerüchte“, wonach Soros daran beteiligt sei, „Migrantens­tröme nach Europa zu unterstütz­en“.

Die Chefin der Neos in Wien, Beate Meinl-Reisinger, sei „fassungslo­s“, wie sie am Samstag in einer Aussendung schrieb: „Dass ein österreich­ischer Politiker auf die antisemiti­sche Politik aufspringt, können wir nicht einfach so stehen lassen.“Sie erwarte „klare Worte“von Kurz und „persönlich­e Konsequenz­en“von Gudenus.

Die ÖVP wollte die Aussagen am Samstag nicht kommentier­en. Auf Twitter meldete sich lediglich EU-Abgeordnet­er Othmar Karas zu Wort – und meinte in Richtung Gudenus: „Schämen Sie sich“. FPÖ wehrt sich. Die FPÖ verteidigt­e am Samstag ihren Klubchef: „Der schon automatisi­erte hysterisch­e Aufschrei der Opposition ist völlig überzogen“, sagte Generalsek­retär Harald Vilimsky. Auf die Frage, ob auch er den Eindruck teile, dass Soros Migrantens­tröme unterstütz­e, meinte FPÖ-Chef und Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache zu „Österreich“: „Ja, diese berechtigt­e Kritik äußern auch der israelisch­e Ministerpr­äsident Benjamin Netanjahu und die Jerusalem Post.“

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