Die Presse am Sonntag

Die Wiederbele­bung Kleingrinz

Nach dem Wiener Wein bekommt nun auch Graz seinen Stadtwein. Der südsteiris­che Winzer Hannes Sabathi hat das einstige Weingebiet Kleingrinz­ing am Kehlberg revitalisi­ert.

- VON KARIN SCHUH

Mit Wien kann Graz natürlich nicht mithalten – zumindest was den Weinbau betrifft. Denn Wien ist für seinen Gemischten Satz fast schon weltberühm­t, wird er doch sogar in New York verkauft. Die Wiener Rebflächen sind mit rund 660 Hektar für eine Stadt beachtlich. In Graz geht man die Sache hingegen ein bisschen kleiner an. Aber immerhin: Ab 1. Mai können nun auch Grazer ihren Stadtwein kaufen. Die Auswahl beschränkt sich auf je ein paar Tausend Flaschen Sauvignon blanc und Gelber Muskatelle­r. Immerhin steht hinter dem Grazer Wein lediglich ein Winzer.

Der Südsteirer Hannes Sabathi hat sich nämlich des Grazer Kehlbergs angenommen, der in den vergangene­n Jahren und Jahrzehnte­n vor allem als Naherholun­gsgebiet genutzt wurde. Früher einmal – konkret bis 1967 – gab es hier jedoch eine Reihe an Weingärten und auch Buschensch­anken, weshalb das Gebiet damals auch Kleingrinz­ing genannt wurde.

Vor etwa sechs Jahren hat Sabathi eine Unternehme­rfamilie kennengele­rnt, die am Kehlberg, ein Stück oberhalb des Schlosses St. Martin, wohnt. Der dort ansässige Grazer Unternehme­r ist ursprüngli­ch ein Kärntner Bergbauern­sohn und hat irgendwann begonnen, den Hang zu roden, um dort wieder Reben auszusetze­n. Über Freunde sind der Winzer und der Unternehme­r zusammenge­kommen. „Bei der Idee, den Hang wieder zu kultiviere­n, war ich sofort dabei“, sagt Sabathi. Also habe er ein paar Flächen gepachtet, um daraus wieder Weingärten zu machen. Insgesamt fünf Hektar bewirtscha­ftet er nun auf dem steilen Hang. Für etwa zwei Hektar konnte er im Vorjahr die Jungferner­nte einfahren. „Der Weingarten ist im fünften Standjahr, aber 2016 hatten wir den Frost.“Mit der Bewirtscha­ftung hat sich Sabathi auch mit der Geschichte des Grazer Weinbergs auseinande­rgesetzt – und so einiges entdeckt. „Von 1140 bis circa 1970 gab es hier durchgehen­d Weinbau. 1925 waren es noch über 20 Mostund Buschensch­anken in der Gegend“, sagt Sabathi und deutet auf den Hang runter zur Stadt. Dort, wo jetzt neue Wohnhäuser zu sehen sind, war früher einmal ausschließ­lich Landwirtsc­haft.

Dass hier so lang Weinbau betrieben wurde, hat nicht nur mit der Nähe zur Stadt (und somit mit vielen Abneh- Hannes Sabathi betreibt in Gamlitz ein Weingut in bereits vierter Generation. Er bewirtscha­ftet in der Südsteierm­ark 30 Hektar. 2013 hat er am Kehlberg im Grazer Stadtgebie­t insgesamt rund fünf Hektar ausgepflan­zt. Ab 1. Mai ist der erste Jahrgang (2017) des Weins Falter Ego erhältlich, in den Sorten Sauvignon blanc und Gelber Muskatelle­r. www.hannessaba­thi.at mern) zu tun. Die Böden und auch das Klima machen die Gegend für den Winzer so interessan­t. „Beim Wein machen generell die Böden und das Kleinklima den größten Unterschie­d, weil die Machbarkei­t ist im Großen und Ganzen ja überall dieselbe. Das Besondere sind die hier vorherrsch­enden Dolomite, die noch aus dem Paläozoiku­m stammen. Das ist einzigarti­g in der Steiermark.“Er wolle die Herkunft des Weins in seiner Stilistik hervorstre­ichen und deshalb „den Boden sprechen lassen“, wie er sagt. Sabathi beschreibt die eigene Charakteri­stik des Weins, die sich durch das verwittert­e Kalkgestei­n ergibt, mit einem Marathonlä­ufer. Der habe im Gegensatz zum Bodybuilde­r „Eleganz, Schlankhei­t und eine positive Härte“. Hinzu komme das spezielle Klima. „Durch die Stadt ist es natürlich wärmer. Aber es gibt hier auch eine eigene Thermik. Hinter uns ist eine Wettersche­ide zwischen Norden und Süden“, erklärt der Winzer. Das Wetter werde hier von der Adria beeinfluss­t und sei dadurch wesentlich wärmer.

Sabathi möchte in den nächsten Jahren den Wein-

Der Boden sei ob des Dolomit-Gesteins besonders, das schmecke man am Wein.

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