Ein wahrer Geldregen für Aktionäre
Dividenden sind der neue Zins. Im Moment fällt er üppig aus wie noch nie. Gutes Timing ist aber auch hier vonnöten.
„Cool bleiben und Dividenden kassieren“, heißt eines der jüngsten Bücher zum Thema Gewinnausschüttungen, das zwei deutsche Börsenprofis im Vorjahr verfasst haben. Ob man dabei cool bleibt oder nicht – kassieren kann man aktuell in der Tat. Die Erntezeit, die gewöhnlich auf den April und Mai fällt, ist mittlerweile ja angebrochen. Und die Firmen schütten Geld aus wie nie zuvor.
Etwa Europas Lokomotive Deutschland: Dort steigt die Dividende von rund 600 untersuchten Unternehmen im Vergleich zum Vorjahr um 11,6 Prozent auf den Rekordwert von 52,6 Mrd. Euro. Das ergab eine Studie der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Das konjunkturbedingte Gewinnwachstum der Firmen macht so etwas möglich. Umso mehr fällt auf, dass Marktteilnehmer dennoch nicht zufrieden sind, da die Unternehmen bei den Dividenden im Vergleich zu den Firmengewinnen knausern.
Er halte eine Ausschüttungsquote von 50 Prozent als Risikoprämie für die Aktionäre „für durchaus gerechtfertigt“, sagte DSWHauptgeschäftsführer Marc Tüngler: „Doch statt sich der Zahl anzunähern, müssen wir leider konstatieren, dass etliche Unternehmen die hohen Gewinne dazu nutzen, die Ausschüttungsquoten weiter zu reduzieren.“
Dennoch ist bemerkenswert, was die USBank J. P. Morgan soeben errechnet hat: Zwischen 2010 und 2017 brachte bei Aktien des US-Index S&P 500 die Kurssteigerung einen auf das Jahr hochgerechneten Durchschnittsertrag von 11,6 Prozent. Und die Dividenden trugen dazu immerhin weitere 2,1 Prozent bei.
Und weiter: Während im ersten Jahrzehnt des Millenniums der Kurszuwachs durch das Platzen der New-Economy-Blase und durch die Finanzkrise im Schnitt sogar negativ (minus 2,7 Prozent) war, brachten die Dividenden immerhin 1,8 Prozent. Über den langen Zeitraum von 1926 bis 2017 wiederum betrug der Kapitalzuwachs 6,0 Prozent, die Dividenden zusätzliche 3,9 Prozent. Dividenden pushen also die Performance, wie J. P. Morgan schreibt.
Bleibt noch ein interessantes Detail: Aktien kurz vor der Ausschüttung zu kaufen, bringe aufgrund des anschließenden Kursrückgangs (Dividendenabschlag) wenig, weiß Markus Zeiß von LBBW Asset Management aus seiner Erfahrung: Am lukrativsten sei die Zeit zwischen der Ankündigung und der Ausschüttung der Dividende, da das Management im Vorfeld der Hauptversammlung einen besonders positiven News-Flow betreibe.