Die Presse am Sonntag

Ars`ene und Arsenal

Trennen sich, nach 22 Jahren endet eine Ära mit Misstönen. Die »Gunners« werden Wenger aber noch nachweinen. Sein einziger Fehler war es, den richtigen Augenblick zum Absprung verpasst zu haben.

- VON MARKKU DATLER

te Fußballlig­a und ihre Klubs sind ein begehrtes Spielzeug der Industrie. Wenger warnte ausdrückli­ch davor, jahrelang. Er spürte es zudem am eigenen Leibe: war Arsenal 1996 und zu Beginn seiner Amtszeit mit Geld gesegnet, schraubten die US-Investoren am Geldhahn. Das Geld wurde in andere Kanäle gepumpt, etwa in den Bau des Emirates Stadiums. Es gilt in den USA als bessere Investitio­n als ein Fußballer.

„Geldberge“werden im Fußball täglich verbrannt mit Gagen und Transfers. Arsenal und Wenger spielten bei diesem Wahnsinn jedoch nie mit. Zudem: er hatte so oft das richtige Händchen bei der Wahl wirklich guter Fußballer zu vernünftig­en Preisen: Bergkamp, Henry, Ljungberg, Overmars, Anelka, Petit, Vieira, Fabregas,` van Persie, Sanchez´ etc. Wenger hat mit seiner Spielweise nicht nur Arsenal revolution­iert, sondern mit seinem Klub auch die ganze Liga.

Wer sich 22 Jahre bei einem Klub wie Arsenal halten kann, zweimal das Double, dreimal die Meistersch­aft und siebenmal den FA-Cup (Rekord) gewinnt, hat fürwahr Monumental­es erreicht. Wengers Abschied kommt womöglich trotzdem zu spät, im Vorjahr hätte er als Cupsieger abtreten können – im Rampenlich­t, unter Applaus. Zuletzt waren nur noch Beschwerde­n am Stil, Spiel und Auftritt der „Gunners“laut geworden. Damit bleibt unklar, ob die Ikone aus freien Stücken geht oder, nach deutlichem Wink des US-Investors, gehen muss.

Arsenal spielt seit 20 Jahren durchgehen­d Champions League, der Klub blieb 2003/2004 unbesiegt – grandiose Errungensc­haften, aber verklärt. Wenger hätte längst gehen müssen, vor Jahren. So wie es vergleichs­weise Jupp Heynckes oder Alex Ferguson getan haben. Große Feldherren treten von selbst ab, und nicht weil es der Geldgeber will. Das wäre der Plan, würden sie nicht die Zeichen der Zeit übersehen.

Wer auch immer Wenger folgen wird, leicht wird diese Aufgabe wirklich nicht. Die Zeiten haben sich geändert, das Spiel ist schneller und viel teurer geworden. Erfolg ist Pflicht, sofort. Nicht erst in 22 Jahren.

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