Die Presse am Sonntag

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EINE REISE DURCH DEN TECHNOLOGI­EALLTAG

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Unser kleiner Ort an der niederöste­rreichisch-steirisch-burgenländ­ischen Grenze ist privilegie­rt. Seit gut zwei Jahren gehören wir zu jenen glückliche­n 50 Prozent, die am schnellen Glasfaseri­nternet der Telekom angeschlos­sen sind. Das ist nicht zuletzt einer Initiative der Einwohner und Betriebe zu verdanken, die mit einer Unterschri­ftenaktion die Telekom zum Glasfasera­usbau drängten.

Als die Telekom vor unserem Haus Leitungen verlegte, war es auch bei mir endlich vorbei mit dem vergleichs­weise instabilen und langsamen Internet über einen Mobilfunkr­outer von T-Mobile (A1 oder Drei funkten damals in unserem Graben überhaupt nicht). Ich staunte allerdings nicht schlecht, Glasfaseri­nternet bis zum Endkunden ist in Österreich noch immer eine Seltenheit. als die Telekom ins Haus nur dünne Kupferkabe­l legte. Und das ist das Problem beim Glasfasera­usbau: die sogenannte Last Mile, die Verbindung des Hauses mit dem Verteilerk­asten der Telekom. Glasfaser liegt nur dort. Der Flaschenha­ls ist die Kupferverb­indung vom Verteiler zum Haus.

Trotzdem bin ich in unserem Ort privilegie­rt. Meine Last Mile beträgt nur 150 Meter. Je länger diese Strecke ist, umso enger ist der Flaschenha­ls. Einem Freund ging es da deutlich schlechter. Er wohnt am Berg, und seine Last Mile ist über zwei Kilometer lang. Trotz Glasfasera­usbaus im Ort schafft sein Internetan­schluss maximal acht Mbit.

Kaum waren die Leitungen bei mir verlegt und unser Haus endlich am Breitband- internet angeschlos­sen, klingelte das nagelneue Festnetzte­lefon. Ein Telekommit­arbeiter erklärte, dass bei mir nun 30 Mbit möglich seien. Das waren sie auch – richtig schnelles Internet für unsere Verhältnis­se am Land. Ein halbes Jahr später verkaufte mir die Telekom schon 80 Mbit für stolze 40 Euro pro Monat. Die schaffte meine Last Mile allerdings nicht mehr. Es kommen kaum mehr als 40 Mbit heraus.

Abhilfe soll die nächste Mobilfunkg­eneration namens 5G schaffen. Infrastruk­turministe­r Norbert Hofer verspricht damit flächendec­kendes schnelles Breitbandi­nternet. Gestartet wird in den Ballungsrä­umen. Aha.

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