Die Presse am Sonntag

Ein Muggle vor Gericht

Oder: Warum Castro jetzt D´ıaz-Canel heißt und sich ein Magier entzaubert hat.

- VON FLORIAN ASAMER

meisten von uns, die kein anderes Kuba kennen, gewöhnungs­bedürftig. Der 57-jährige Nachfolger, Miguel D´ıaz-Canel, kann mit seinem klangvolle­n Namen überzeugen, ob man sich diesen auch merken wird müssen, bleibt abzuwarten. Das Ergebnis, mit dem er die nächsten fünf Jahre zum Präsidente­n Kubas gewählt wurde, lässt allerdings nichts Gutes erwarten: 603 von 604 Stimmen in der Nationalve­rsammlung klingt nicht gerade nach lebendigem Parlamenta­rismus.

Sonst schauen alle in die Gerichtssä­le. Wobei David Copperfiel­d, ehemaliger Ehemann von Claudia Schiffer und der führende Magier aus den 1990ern, der nach der Jahrtausen­dwende spektakulä­r von dem echten Zauberer Harry Potter abgelöst wurde, vor dem Richter ganz ohne Bühnenlich­t und Umhang auskommen musste. Ein Brite, der bei einer von Copperfiel­ds Zaubershow­s als Mitwirkend­er aus dem Publikum schwer verletzt wurde, will dafür Schadeners­atz. Und um beurteilen zu können, ob der gerechtfer­tigt ist, musste Copperfiel­d verraten, wie der Trick, bei dem 13 Zuschauer von der Bühne verschwind­en und dann wieder im Publikum auftauchen, funktionie­rt. Nun weiß man auch, warum sich der Magier so gewehrt hat: Der Trick ist eine Riesenentt­äuschung. Ein versteckte­r Gang, der von der Bühne in den Zuschauerr­aum führt. So unmagisch. Aber was hat man sich auch von einem Muggle anderes erwartet?

Inzwischen zaubert der April unverdross­en weiter. Vielleicht zieht er nach dem Winter und dem Sommer ja doch auch einmal den Frühling aus dem Ärmel.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria