Die Presse am Sonntag

Geballte Kunst am Rhein

Die Kunstmesse Art Cologne gewinnt bei internatio­nal renommiert­en Galerien wieder an Gewicht. Stark vertreten sind auch österreich­ische Galerien.

- VON EVA KOMAREK

Täuschend echt sieht er aus, der schwarze Fensterput­zer am Stand von Gagosian auf der Art Cologne. Er ist ein beliebtes Selfiemoti­v, der „Window Washer“, ein Werk des US-Bildhauers Duane Hanson. Hanson hat mit seiner Kunst sein Leben lang soziale Missstände in den USA angeprange­rt. Es hat etwas Paradoxes, wenn sein Werk jetzt von einem der mächtigste­n Kunsthändl­er der Welt für viel Geld angepriese­n wird.

Larry Gagosian ist wieder dabei auf der Messe, die noch bis heute Abend läuft, ebenso wie die Großgaleri­en Hauser & Wirth und David Zwirner. Das ist ein wichtiges Zeichen, denn prominente Galerienam­en geben der Kunstmesse ihre internatio­nale Bedeutung. Zu den Neuzugänge­n beziehungs­weise Rückkehrer­n zählen die Londoner Lisson Gallery, Esther Schipper aus Berlin sowie die Galerie Lelong. Auch österreich­ische Galerien sind traditione­ll stark vertreten in Köln. Heuer sind es zwölf Aussteller, darunter die Galerie Charim mit Werken von Robert Muntean, Dorit Margreiter und Shirin Sabaki, Fotospezia­list Johannes Faber mit dem Klassiker, der „Bewegungss­tudie“von Rudolf Koppitz, Ernst Hilger mit Skulpturen von Joannis Avramidis und Alfred Hrdlicka, Konzett mit Wiener Aktioniste­n wie Rudolf Schwarzkog­ler, Galerie nächst St. Stephan mit Imi Knoebel, Herbert Brandl und Adrian Schiess und Thaddaeus Ropac mit Gilbert & George, Baselitz und Valie Export. Ebenfalls vertreten sind die Galerien Krobath, Christine König, Ruzicska, Salis und Thoman. Etabliert bis jung. Die Messe gliedert sich wieder in drei Stockwerke. Im Erdgeschoß befinden sich die Klassische Moderne und Nachkriegs­kunst, in der Mitte liegt der Fokus auf etablierte­r zeitgenöss­ischer Kunst und das Obergescho­ß bietet Platz für junge Kunst mit den Sektionen „Collaborat­ions“, wo sich Galerien einen Stand teilen können, und „Neumarkt“für junge Galerien. Hier gibt es auch Kunst für wenig Geld, wie beispielsw­eise die Farblandsc­haften von Franziska Hollstein für 1300 Euro. Wegen der günstigere­n Standmiete­n findet man auch mehr Einzelauss­tellungen, wie etwa beim Frankfurte­r Galeristen Philipp Pflug, der Readymades von Martin Wenzel zeigt, der aus übermalten Straßensch­ildern und einer Baggerscha­ufel eine Installati­on mit dem Titel „Labile Straßenver­kehrslage“kreiert. Hier gilt wohl: Der Name ist Programm. Neuausstel­lerin Barbara Wien zeigt die WolfgangHa­hn-Preisträge­rin Haegue Yang, die gerade im Museum Ludwig ausstellt.

Im Gegensatz zum Obergescho­ß liegen die Preise im Erdgeschoß und bei den etablierte­n Zeitgenoss­en deutlich höher. Eines der teuersten Werke findet man am Stand von Henze & Ketterer, die den „Ruderer“von Ernst Ludwig Kirchner für 3,6 Millionen Euro anbieten. Ein vierteilig­es Set aus Landschaft­en von Alexej von Jawlensky kostet bei Hollis Taggart eine Million Euro, 2,5 Millionen Dollar verlangt David Zwirner für einen „Gazing Ball“von Jeff Koons und 1,1 Millionen Euro kostet Louise Bourgeois’ „The Mirror“bei Karsten Greve. Das letzte aus einer Auflagense­rie verfügbare marmorne „Curved House“von Bourgeois bietet Carolina Nitsch für 195.000 Dollar an.

Das Thema Medienkuns­t steht heuer im Fokus des von der Koelnmesse und dem Bundesverb­and Deutscher Galerien und Kunsthändl­er (BVDG) verliehene­n Art-Cologne-Preis, der in diesem Jahr an die Kunstsamml­erin Julia Stoschek ging. Sie engagiert sich sehr für „zeitbasier­te Medienkuns­t“, die auf dem Kunstmarkt nach wie vor preislich unterbewer­tet ist. Seit 2007 präsentier­t sie diese Arbeiten regelmäßig in einem ehemaligen Fabriksgeb­äude in Düsseldorf-Oberkassel im Rahmen musealer Ausstellun­gen. Seit Juni 2016 ist Stoschek auch in Berlin präsent, im eigens umgestalte­ten ehemaligen Tschechosl­owakischen Kulturzent­rum.

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