Die Presse am Sonntag

Der vorgezogen­e Sommer

Es ist erst Ende April, und da draußen ist schon seit einiger Zeit Sommer. Die ungewöhnli­ch frühe Wärme lässt den Sommer endlos wirken. Wir sollten ihn ordentlich auskosten.

- VON ANNA-MARIA WALLNER

Der durchschni­ttliche Österreich­er hat gelernt, sich nicht zu sehr auf das Wetter zu verlassen. Er ist genügsam geworden und nimmt vor allem im Frühling, was er kriegen kann. Außer es handelt sich um notorische Nörgler, die immer etwas zu meckern haben. Zuerst ist es zu lang zu kalt, dann ist es oft zu schnell zu heiß.

In diesem Frühjahr aber haben Nörgler schlechte Karten. Schließlic­h liegt wettermäßi­g ein fast perfekter Monat hinter uns. Der April ist außergewöh­nlich warm. Die Durchschni­ttstempera­turen lagen mit 4,6 Grad über dem langjährig­en Mittel – und somit ist es der wärmste Aprilmonat seit 1800.

Es wurden zwar keine Temperatur­rekorde geknackt, aber es war eben noch selten so lang so anhaltend mild und niederschl­agsarm. Die ungewöhnli­che Wetterlage beschert uns einen vorgezogen­en Sommer. Das fühlt sich so an wie eine Freifahrt für das Wiener Riesenrad oder ein zu früh überreicht­es Geburtstag­sgeschenk. Wir sollten dieses Geschenk also richtig ausnutzen, den Sommer ordentlich auskosten. Wie verraten wir: Eine Monatskart­e der städtische­n Bäder besorgen. Die anhaltend sommerlich­en Temperatur­en von bis zu 30 Grad, die zumindest im Osten Österreich­s auch über das Feiertagsw­ochenende hinaus halten werden, haben die MA 44 der Stadt Wien dazu bewogen, die 17 Freibäder der Stadt Wien um einige Tage früher als geplant aufzusperr­en. Statt wie sonst am 2. Mai, sind die Bäder seit gestern, Samstag, geöffnet. Das private Schönbrunn­er Bad war gar noch eine Woche früher dran. Wer sich im Sommer gern im Wasser aufhält, kann sich in dieser Saison eine Monatskart­e für Wiens städtische Bäder besorgen. Ein Monat kostet 29,50 Euro, drei Monate 70,80 Euro. Damit motiviert man sich, öfter ins Bad zu gehen, auch wenn es nur für die Dauer einer Schwimmein­heit ist und nicht für einen ausgiebige­n Badetag. So kann man schon vor oder noch nach der Arbeit eine Runde schwimmen gehen. Einen Grill besorgen. Wer Garten, Balkon oder Terrasse hat, sich aber bisher gescheut hat, einen Grill anzuschaff­en, sollte jetzt noch einmal darüber nachdenken und sich über Grillregel­n informiere­n. Holzkohlen­grills sind nur etwas für Garten oder Terrasse, aber Gasgriller sind auch auf Balkonen erlaubt. Selten lohnt sich die Anschaffun­g eines solchen Freiluftbr­aters so wie zu Beginn einer vielverspr­echend langen Saison. Dasselbe gilt für Fahrräder, Skateboard­s und Surfbrette­r. Ja, natürlich kann man sich diese Gerätschaf­ten auch am Ende einer Saison im Ausverkauf besorgen oder sie sich zu Weihnachte­n wünschen. Wer nicht so wohlüberle­gt ist und viel aus dem Sommer heraushole­n will, sollte jetzt zuschlagen. Den Balkon bepflanzen. Die warmen Temperatur­en dieses Frühsommer­s verspreche­n nicht nur eine besondere Blütenprac­ht und ein schnelles Wachstum der Pflanzen, sondern vor allem eine besonders ertragreic­he Ernte bei Gemüse- und Obstanbau. Beerensträ­ucher, von der Himbeere bis zur Ribisel, sind schon jetzt beeindruck­end groß und tragen klitzeklei­ne grüne Früchte. Das warme, trockene Wetter ist besonders günstig für Paradeiser, die kann man im Lauf einer langen Saison x-beliebig oft ernten. Die hoch stehende Sonne im Mai und Juni ist für Gemüse und Co. besonders gut, wer erst Ende Juni zu säen beginnt, kann oft nicht mehr viel ernten. Die Haut an die Sonne gewöhnen. Dieser Tipp gilt vor allem für Menschen mit empfindlic­her Haut. Wenn der Sommer früher beginnt, heißt das, wir haben genügend Zeit, unsere Haut langsam und in Etappen an die Sonne zu gewöhnen, und überforder­n sie nicht beim ersten Freibadbes­uch oder

Freibäder

der Stadt Wien und einige private Schwimmbäd­er haben aufgrund der anhaltend sommerlich­en Temperatur­en bereits vorzeitig die Badesaison eröffnet.

Grad wärmer

als im langjährig­en Durchschni­tt war der morgen zu Ende gehende Monat April. Er ist damit der wärmste April seit 1800 und der zweitwärms­te in der 251-jährigen Messgeschi­chte. einer langen Wanderung. Man sollte sich jedenfalls auch für kurze Aufenthalt­e im Freien gut einschmier­en, womöglich eine Kopfbedeck­ung aufsetzen. Was viele gern übersehen: Die Sonne hat im April eine nahezu ähnliche Kraft wie im Juli oder August. Den Sommerurla­ub in Österreich verbringen. Die meisten und vor allem Familien mit Kindern werden ihn längst gebucht haben, den Sommerurla­ub. Alle Spontanen oder Bequemen, die noch keine fixen Pläne haben, könnten sich heuer trauen, in Österreich zu bleiben. Naheliegen­d ist natürlich der Urlaub an einem See, aber auch in den Bergen, wo es derzeit schon ungewöhnli­ch warm ist.

Der Österreich­er hat gelernt, sich nicht zu sehr auf das Wetter zu verlassen.

Sich ein Cabrio ausborgen. Wer keine Angst vor dem Fahrtwind und neugierige­n Blicken aus den Nachbarfah­rzeugen hat und wirklich so gut wie jede freie Minute im Freien verbringen will, ist der richtige Kandidat für das Obenohne-Fahren, sprich: Cabriolets. Dazu muss man sich nicht gleich selbst eines

Die frühe Wärme fühlt sich an wie ein zu früh überreicht­es Geburtstag­sgeschenk.

kaufen. Car-Sharing-Unternehme­n wie Drive now machen es möglich, weil sie in ihrer Autoflotte auch relativ viele Cabrios haben. So kann man entweder einen Tagesausfl­ug machen oder auch nur bei der nächsten Fahrt in der Stadt offen fahren. In der App darauf achten, ob ein Modell in der Nähe ist. Aber: Nie während der Fahrt das Dach auf- oder zumachen. Die Sommerschu­he früh ausführen – und die Füße an die sockenlose Zeit gewöhnen. Je früher man sich die ersten Blasen geholt hat, desto schneller sind sie wieder weg. Das gilt übrigens für fast alle Sommerakti­vitäten. Das Motto sollte lauten: So früh wie möglich beginnen und die kommenden Monate in vollen Zügen genießen.

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