Die Presse am Sonntag

Ceta: SPÖ kritisiert »Durchpeits­chen«

Die SPÖ vermutet, dass ÖVP und FPÖ die Ratifizier­ung vor dem Sommer erledigen wollen. Die Regierung weist die Vorwürfe zurück.

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Wien. Die SPÖ wirft der Regierung ein „Durchpeits­chen“der geplanten Ratifizier­ung des umstritten­en EU-KanadaFrei­handelsabk­ommens Ceta vor. Sie vermutet, dass ÖVP und FPÖ die Ratifizier­ung noch vor dem Sommer im Parlament erledigen wollen. Grund dafür ist, dass in den vergangene­n Tagen eine regierungs­interne Abstimmung für den Ministerra­tstext gegeben hat.

Die verschiede­nen Ministerie­n wurden demnach vom Außenminis­terium gebeten, Stellungna­hmen zu Details abzugeben, die ihre Themen betreffen. Dies deutet darauf hin, dass die Thematik in den kommenden Wochen durch den Ministerra­t gehen dürfte. Dann ist noch das Parlament am Zug. Es ist davon auszugehen, dass die Bundesregi­erung die Ratifizier­ung jedenfalls vor der Übernahme des EU-Ratsvorsit­zes in der zweiten Jahreshälf­te abgehakt haben will.

Zwar hatte das Ceta-Verhandlun­gsmandat stets das Wirtschaft­sministeri­um über, für Staatsvert­räge ist aber das Außenamt zuständig. Von dort wurde darauf verwiesen, dass eine Ratifizier­ung von Ceta im Regierungs­pro- gramm grundsätzl­ich vorgesehen sei. Auf einen genauen Zeitplan wollte man sich auf Nachfragen nicht festlegen. Regierung „verwundert“. Die SPÖ-Kritik könne die Regierung jedenfalls nicht nachvollzi­ehen. Das Abkommen sei noch unter dem damaligen Bundeskanz­ler Christian Kern (SPÖ) unterzeich­net worden. „Dass die SPÖ jetzt die Nachfolger­egierung dafür verantwort­lich macht, das verwundert“, sagt Regierungs­sprecher Peter LaunskyTie­ffenthal. Er nimmt damit Bezug auf das Ja Österreich­s zu Ceta im Oktober 2016. Kern hatte zuvor zwar seine Bedenken geäußert, gleichzeit­ig aber erklärt, Österreich werde den Ratifizier­ungsprozes­s nicht behindern.

Ceta gilt für die jetzige ÖVP-FPÖKoaliti­on als heikel, da die FPÖ sich bis zur Wahl dagegen ausgesproc­hen hatte, was sich durch das Regierungs­abkommen aber änderte. Das Ende Jänner 2017 abgehalten­e Volksbegeh­ren gegen Ceta, TTIP und TiSA war von 562.552 Österreich­ern unterschri­eben worden. Es landete damit auf Platz elf in der ewigen Volksbegeh­ren-Bestenlist­e.

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