Hochzeitstrends? Ab ins Grüne und bitte doch wieder im Mai!
Von Glückstagen, an denen immer mehr heiraten wollen, Wiener Locations, die am längsten ausgebucht sind, und anderen Hochzeitstrends.
ratet einfach in der Gruppe: Helmut Teufl ist mit seiner Agentur Travel Tourismusservice Spezialist für chinesische Hochzeiten – und weil auch die Anfragen aus der Mittelschicht steigen, plant er für 2019 Großes: eine Reise, fünf Tage Wien, als Höhepunkt eine Gruppenhochzeit für 50 Paare, die sich im Park des Belvedere vor einem Zeremonienmeister das Ja-Wort geben. Inklusive Kutsche, Feier im Palais, Walzertanzen, Kleid und Frack zum Leihen usw. werde das ab 2000 Euro pro Per- son zu haben sein. Rechtlich haben diese Zeremonien keine Bedeutung. Aber was zähle, seien Eindrücke und Bilder, sagt Teufl. So gibt es schon organisierte Reisen für Hochzeitsshootings in Wien, ohne tatsächlich zu heiraten.
Oder Paare, die anreisen, um sich zu verloben. Gutan hat erst am Freitag einen Antrag für ein Paar aus Singapur inszeniert: ein gewöhnlicher Besuch in der Albertina, dann – Überraschung! – ein festlicher Tisch, Rosen, Champagner, Streichquartett, Kniefall.
Die Hochzeitsplaner erzählen auch von Paaren, die nach der Hochzeit mit Fotografen und Stylisten durch Europa reisen, um vor den schönsten Kulissen Hochzeitsfotos zu schießen. Zu sehen vor dem Stephansdom oder in Schönbrunn, wohl schon demnächst. Es wird wieder geheiratet. Dieser Tage besonders, mit dem Mai hat die Hochzeitssaison gerade begonnen – obwohl es schon seit Längerem nur noch bedingt stimmt, dass der Wonnemonat die Hochsaison für das Heiraten ist. Seit einigen Jahren liefert sich der Mai ein beständiges Match mit Juni und zunehmend Juli und August um den heiratsstärksten Monat (mit etwa 5000 bis 6000 Hochzeiten österreichweit).
Nun, oder bald, feiert der Mai ein Comeback: Seit die Wiener Standesämter jüngst den Hochzeitskalender für 2019 geöffnet haben, zeichne sich wieder ein klarer Trend in Richtung Mai (und auch September) ab, heißt es dort. Zweiteres mag an der Jahreszahl liegen: 9.9.2019, 19.9.2019, solche Daten sind mittlerweile so beliebt, dass sich das in der Heiratsstatistik niederschlägt – zuletzt zugunsten der Hochsommermonate. Dass diese zum Heiraten tendenziell beliebter werden, das mag etwa an türkischen Hochzeiten liegen, die vorwiegend in den Ferienmonaten stattfinden (s. Artikel unten).
Aber auch an dem großen Heiratstrend der vergangenen Jahre: Ab ins Grüne. Vielleicht liegt es an Gartenhochzeiten aus Hollywoodfilmen, vielleicht am ganz generellen Zurück-zurNatur-Trend, aber während vor ein paar Jahren noch pompöse Palais oder luxuriöse Hotels als Hochzeitslocations besonders gefragt waren, sind es nun alle Orte mit Grün. Die Blumengärten Hirschstetten sind im Wiener Referat für Traumhochzeiten nun die beliebteste Heiratslocation, gefolgt vom Cobenzl oder dem Schulgarten Kagran. Heiraten in der Brauerei. Über dieses Referat der MA 63 (zuständig u. a. für Personenstand) kann man in Wien gegen eine Extragebühr eine standesamtliche Trauung außerhalb des Amtsgebäudes organisieren – vom Naturhistorischen Museum über diverse Innenstadthotels, Lokale oder Palais bis zu Orten wie dem Planetarium Wien. Sogar in einer Nostalgiestraßenbahn, der Ottakringer Brauerei oder der Arena kann man sich trauen lassen.
Die Option „Traumhochzeit“wählen etwa 680 Paare im Jahr in Wien – von in Summe knapp 10.000 Paaren, die in Wien zuletzt standesamtlich diesen Bund eingegangen sind. Wie viele davon auch kirchlich oder anders konfessionell heiraten, ist nicht erfasst. Penibel geplante Individualität. Ebenso wenig, wie viele Paare in Wien ihre Hochzeit nur feiern, nachdem sie die Formalitäten anderswo erledigt haben. Standesamtlich getraut werden in Wien jedenfalls im Jahr 50 bis 70 Paare, die beide in Österreich nicht ansässig sind und das auch nie waren. Bei diesen Touristenhochzeiten stehen Orte, die das imperiale Wien zeigen, hoch im Kurs. Den Wienern ist das mittlerweile eher zu viel. Da zählen zu den beliebtesten Feierlocations Orte wie die Kaiserloge der Trabrennbahn Freudenau, der Cobenzl, die Heurigen in Döbling oder, besonders gut gebucht, die Stadtflucht Bergmühle im Weinviertel. Also wieder Orte mit tendenziell hohem Grünanteil.
Man heiratet in Wien, um zu sparen. Um 150 statt Tausende Gäste einladen zu müssen. Ganz besonders soll es sein – und so planen Agenturen nun sogar schon den Antrag.
Und, es wird auch weiterhin wieder gern geheiratet. Obwohl die Zahl der Eheschließungen 2017 mit 43.942 ein wenig unter der des Jahres zuvor gelegen ist, ist in Summe die Tendenz seit einigen Jahren nun steigend: Nach einem absoluten Tiefstand der Eheschließungen um die Jahrtausendwende – die sogenannte Generation X hat die Ehe eher verweigert – feiern die Millennials wieder größer. Und träumen laut Studien auch wieder oft von der klassischen kirchlichen Trauung.
Und mit diesem Trend werden Hochzeiten aufwendiger, der Anspruch, etwas individuell und penibel geplant Außergewöhnliches zu finden, ist gewachsen – das zeigt auch die steigende Zahl an Hochzeitsplanungsagenturen, die mittlerweile sogar schon Heiratsanträge samt Musik, Fotografen und „individuell auf die Liebesgeschichte abgestimmt“planen. Bei Bedarf mit Sicherheit auch im Grünen.