Die Presse am Sonntag

Zweirad-Navi für Stilbewuss­te

Es muss nicht nur den Weg weisen, ein Navi für den Roller darf auf keinen Fall die Optik stören. Das Tomtom Vio besetzt diese Marktlücke. Wie gut, das zeigten ein paar Probefahrt­en.

- VON ANDREAS TANZER

Ohne Parkplatzs­orgen durch die Stadt brausen oder einen kleinen Ausflug wagen – Rollerfahr­en macht Spaß. Solange man sich auskennt. In unbekannte­n Gefilden wird rasch ein Nachteil offenbar: Es fehlt das Navi. Während im Auto zur Not das Handy lotst, ist Google als Wegweiser am Roller eine Gedächtnis­übung, die nicht jeder beherrscht. Man möchte meinen, dass Motorrad-Navis hier aushelfen. Mitnichten. Was dem Roller dafür fehlt, ist schlicht eine Lenkstange, an der klassische Navis montiert werden. Kleiner Unterschie­d, große Wirkung. Und eine Marktnisch­e, die bis jetzt nur Tomtom mit dem Vio besetzt hat. Dieses speziell für Roller konzipiert­e GPS-Gerät ist mittels eines unscheinba­ren PlastikZyl­inders auch an der Rückspiege­lStange montierbar. Das kleine, runde Gadget beeinträch­tigt dort die Optik des Rollers nicht – was ja für den flotten Vespafahre­r das Wichtigste ist.

Dafür nimmt man gerne in Kauf, dass das 100 Euro teure Vio nur ein Display mit GPS und Bluetooth ist. Das „Hirn“steckt als App im Handy des Nutzers. Die Montage der Halterung dauert etwa gleich lang wie der Download von App und Karte. Die OfflineNav­igation spart Bandbreite und Akku, kostet aber ein GB Speicher, für ganz Europa bis zu sechs GB. Die Verbindung baut sich nach dem ersten Bekanntmac­hen automatisc­h auf, wenn Vio, App und Bluetooth aktiviert sind, und war mit Android-Handy durchgehen­d stabil, (ältere) Berichte von iPhone-Usern sind durchwachs­ener.

Die App bietet, was man von einem Navi erwartet. Allerdings misst sie Entfernung­en vom Kreuzungsm­ittelpunkt statt von dort, wo man tatsächlic­h abbiegt, und hinkt der aktuellen Position etwas hinterher. Das hat zur Folge, dass man Abzweigung­en verpasst, wenn man die Meter-Angaben zu ernst nimmt. Gewöhnungs­sache. Es wurde übrigens primär nach Display gefahren. Wer auf Sprachkomm­andos nicht verzichten mag, muss einen Helm mit Bluetooth oder ein Kabel-Headset darunter tragen. Die Display-Info alleine ist aber, obwohl nur basic, bereits eine große Hilfe. Die (farblich anpassbare) Kartendars­tellung ist auch bei Sonnensche­in recht gut erkennbar, Regenwette­r macht dem Vio ebenfalls nichts aus. Routen plausibel, Zeiten optimistis­ch. Die Routen sind rasch berechnet und plausibel. Nur sind die prognostiz­ierten Ankunftsze­iten trotz Verkehrsda­ten schon in der Stadt zu optimistis­ch. Überland wurde wohl vergessen, dass viele Roller maximal 90 fahren. Autobahnen lassen sich vermeiden, Optionen wie „kurvenreic­he Strecken“fehlen nur jenen, die das Vio auf ein echtes Bike montieren. Auch die Akkulaufze­it von nur vier Stunden ist für die Kernzielgr­uppe kein großes Manko. Im Wesentlich­en also alles im grünen Bereich.

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Tomtom Das Tomtom Vio dient nur als Display mit GPS, die Navigation selbst übernimmt die zugehörige Handy-App.
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DIEPRESSE.COM/ SPIELZEUG

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