»Technologie wird viele Probleme lösen«
»Wir verkaufen nicht mehr das physische Produkt, sondern die Möglichkeiten, die es bietet«, sagt Shane Wall, der Chefentwickler des US-amerikanischen Druck- und PC-Herstellers Hewlett Packard. »Alles bewegt sich hin zur Dienstleistung.«
Hand aufs Herz: Wird das noch etwas mit der digitalen Revolution? Man bombardiert uns seit Jahren mit den Schlagwörtern Internet der Dinge, Industrie 4.0, selbstfahrende Autos und 3-D-Druck. Aber im Alltag ändert sich wenig, die Produktivität wächst schwächer als früher. Alles nur ein Hype? Shane Wall: Es gibt fast nie den einen Moment, in dem sich die Welt plötzlich ändert. Meist geht es um einen schrittweisen Wandel. Künstliche Intelligenz wurde schon in den Sechzigerjahren erfunden. Was sich jetzt aber ändert: Wir haben enorme Mengen an Daten, die über das Internet bereitgestellt werden. Damit können wir mit den Algorithmen auch wirklich etwas anfangen. Was die Produktivität betrifft, kommt es darauf an, wo man lebt. China und Indien holen nun viel schneller auf. Sie machen Megatrends aus. Einer ist rasche Urbanisierung. Damit drohen aber große Umweltprobleme. Technologie hilft uns, diese Probleme zu lösen. Seit der industriellen Revolution produzieren wir Waren in großen Mengen. Dazu brauchen wir Lagerflächen. Wir müssen zu viel produzieren, damit die Waren sicher nicht ausgehen. Und wenn wir sie in dicht besiedelte Städte bringen, haben wir verstopfte Straßen. Das alles vergeudet schrecklich viele Ressourcen. Wenn man es für die nächsten 30 Jahre fortschreibt, brauchen wir zwei Welten. Aber wir können in Richtung digitaler Fertigung gehen, jedes einzelne Stück on demand. Wie kann das funktionieren? Der Stadtbewohner designt sich, was er haben will, und schickt die Bestellung ab. Das Unternehmen liefert nur noch das digitale Abbild des Produkts in Form von Bits und Bytes zurück in die Stadt. Dort druckt der Kunde den Artikel in einem Shop am 3-D-Printer aus. Das wird das Geschäftsmodell der großen Hersteller stark ändern, aber es wird sie weiterhin geben. Zum 3-D-Druck erklären uns Praktiker: Das Thema werde von den Tech-Jüngern stark übertrieben. Es sei eine feine Sache für Prototypen, aber nicht mehr. Bisher geht es vor allem um Prototypen, das stimmt. Aber nicht nur: Bei fast allen Flugzeugen, die in den vergangenen sieben Jahren gebaut wurden, kommen Teile der Triebwerke aus 3-D-Druckern. Und in frühestens zehn, allerspätestens 30 Jahren ist das der Standard der Fertigung. Mit Maschinen, die zehnmal schneller produzieren als jede heute, zur Hälfte der Kosten, mit viel mehr Möglichkeiten. Sie sagen auch eine „Hyperglobalisierung“voraus. Aber Ihr Präsident in den USA drängt die Welt in die Gegenrichtung. Trump legt den Freihandel in Ketten. Es geht uns um die Vernetzung durch Internet und Mobilfunk, die alle Grenzen überschreitet. Das lässt sich nur sehr schwer verhindern, weder von Trump noch von Peking. Sicher, es gibt Nationalismus, das Wiederaufrichten von Grenzen – aber im Vergleich zum Internet ist das nur ein flüchtiges Phänomen. Allein im letzten Jahr gab es in den Schwellenländern 143.000 internetbasierte Start-ups. In Afrika sind die Geburtenraten weiter hoch. Dadurch wird der Anteil der relativ armen Afrikaner an der Weltbevölkerung stark steigen. Was sind die Folgen? Bis 2050 dürften 40 Prozent aller Menschen im arbeitsfähigen Alter aus Afrika kommen. Wenn viele von ihnen keine Arbeit haben, führt das zu Hungersnöten, Kriegen, starkem Migrationsdruck. Aber wir können jetzt gegenwirken. Besonders ermutigend ist, wie dort Technologie eingesetzt wird. Auch in Formen, an die wir nie gedacht hätten: Drohnen liefern in Kenia 500-mal pro Jahr Medikamente