Die Presse am Sonntag

Pflanzenwa­hl in Balkonien

Wider die Natur lässt sich nicht gärtnern, deshalb wählt der Standort, ob sonnig oder schattig, und nicht der Gärtner die Pflanzen aus, wenn diese gedeihen sollen.

- VON UTE WOLTRON UTE WOLTRON

Es gibt Balkone, auf denen stehen rostige Fahrräder und Bierkisten sowie die obligaten Wäschestän­der herum. Und dann gibt es solche, auf denen hat Gerümpel keinen Platz, denn sie sind grün-bunte Oasen voller Blumen, vielleicht auch Kräuter und Balkongemü­se. Sie sind Labsal für Auge, Nase und Gaumen und nicht zuletzt für Vögel, Insekten und anderes Getier.

Auf dem Land ist die Situation ähnlich. Hier gibt es Gärten, in denen wächst außer struppigem Gras, schlimmste­nfalls umringt von Thujen, gar nichts. Welch trauriger Anblick! Doch dann gibt es gleich nebenan wiederum solche, in denen blüht und summt es auf nur wenigen Quadratmet­ern aufs Freundlich­ste.

Man kann es sich aussuchen. Jeder, der eine noch so kleine Freifläche zur Verfügung hat und sie bewirtscha­ften darf – und wenn man einmal damit begonnen hat, könnte das zu einer der größten Beglückung­en werden –, wird nach eigenem Ermessen das Beste daraus machen. Egal, ob das Fleckchen schattig oder sonnig ist – es gibt für jede Garten- und Balkonsitu­ation die richtige Lösung in Form der passenden Pflanzen.

Der kleine Garten, ob auf Balkon, Terrasse oder dem Haus angeschlos­sen, hat den großen Vorteil, dass man ihn gut überblickt. Man kann ihn genüsslich durchplane­n und immer wieder neu gestalten. Zudem sind kleine Flächen logischerw­eise viel einfacher zu bewirtscha­ften und machen weniger Arbeit als ausgedehnt­e Gartenanla­gen.

Ein paar grundlegen­de Regeln gelten da wie dort, und die wichtigste lautet: Wider die Natur lässt sich nicht gärtnern, also wählen Sie die Pflanzen immer und ausschließ­lich nach dem zur Verfügung stehenden Standort. Schattenpf­lanzen hier, Sonnenlieb­haberinnen dort. Aber, ach!, schreien noch nicht ganz so Versierte in solchen Fällen gequält auf, wie soll man denn die unterschei­den? Wie kann man wissen, wer was braucht? Keine Ausreden. Die Antwort ist simpel: Schauen Sie auf das Pflanzensc­hild oder recherchie­ren Sie die Angelegenh­eit einfach via Fachlitera­tur oder Internet. Keine Ausrede erlaubt. Als kleiner Auftakt ein paar Tipps, beginnend mit heißen, sonnigen Standorten. Für die eignen sich etwa Kübelpflan­zen und Einjährige wie die dauerblühe­nden Petunien, Lobelien, Vanilleblu­me, Blaue und Australisc­he Gänseblümc­hen und Zinnien.

Wer nicht jährlich neu pflanzen oder seine Kübelpflan­zen mühsam über den Winter bringen will, greift zu Mehrjährig­en, wie Lavendel, Glockenblu­me, Storchschn­abel, Frauenmant­el, Blaukissen, alle Hauswurzen, Mauerpfeff­er und Fetthennen und lockert die Angelegenh­eit mit ebenfalls winterhart­en Gräsern und Kleinsträu­chern, wie Zwergflied­er, Bartblume und kleinwüchs­igen Rosen auf. Die Kombinatio­n mehrjährig­er und einjährige­r Pflanzen ist in jedem Fall empfehlens­wert, denn sie spart einerseits Arbeit und bringt anderersei­ts Abwechslun­g. Bedenken Sie dabei nicht nur die Kombinatio­n von Blütenfarb­en und Blütezeite­n, sondern auch Blattforme­n und Blattfarbe­n und vergessen Sie niemals, auch Duftpflanz­en in Ihre Arrangemen­ts zu mischen.

Jetzt auf in den Schatten und in kühlere Garten- und Balkonregi­onen. Hier sind die geeigneten Einjährige­n etwa Fleißiges Lieschen, Gauklerblu­me und Eisbegonie. An Kübelpflan­zen fühlen sich Fuchsien, Knollenbeg­onien und Kamelien wohl. Mehrjährig­e Schattenpf­lanzen sind Farne, von de-

Auch die jungen Blätter mancher Bäume sind ganz gut, doch wirklich schmackhaf­t sind die hierzuland­e noch weitgehend unbekannte­n frischen Blatt- und Triebspitz­en des Chinesisch­en Surenbaums. Der benötigt in seinen ersten Jugendjahr­en Winter- nen es zahllose Arten gibt, sowie Stauden wie Elfenblume, Eisenhut, Funkie, Purpurglöc­kchen, Frühlings- und Herbstanem­onen, Wiesenraut­e und Kerzenknöt­erich, um nur eine Miniauswah­l zu nennen. Auch Hortensien sollen nicht vergessen werden, sowie Kleinsträu­cher, wie Schattengl­öckchen, Polsterber­beritze und dergleiche­n mehr.

Letzte Anregungen: Unterschät­zen Sie nie die Möglichkei­ten der Vertikale und nutzen Sie auch vorhandene Wände aus. Eine gekonnte Höhenstaff­elung mittels Etageren, Aufhängung­en, Pflanzrega­len erweitert den zur Verfügung stehenden Platz enorm. Wählen Sie kleinwüchs­ige Sorten, insbesonde­re, wenn Sie Gemüse und Obst ernten wollen. Ein Kirschbaum wird auf einem Balkon naturgemäß keinen Platz finden, doch ein Säulenobst­bäumchen kann sich, wenn genug Besonnung vorhanden ist, allemal ausgehen. Und zuletzt: Vergessen Sie niemals auf sich selbst. Ein beschaulic­hes Plätzchen zum Kaffeetrin­ken, Freiluftfa­ulenzen und Genießen will sorgfältig eingeplant werden. schutz, später wird er robuster und muss regelmäßig abgeerntet werden, soll er nicht in den Himmel wachsen.

Klassiker unter den köstlichen Blättern sind die diversen Sauerampfe­r, wobei ein heimlicher Liebling der Römische Schildampf­er sein muss, denn der wächst nie aus, wuchert auf das Erfreulich­ste und gedeiht in praller Sonne bestens. Blüten in Hülle und Fülle. Auch essbare Blüten gibt es in Hülle und Fülle. Die knackig-scharfen Qualitäten der Kapuzinerk­resseblüte­n sind mittlerwei­le sattsam bekannt. Doch nun, da die Zeit der Taglilienb­lüte anbricht, nehmen Sie sich ein Herz und brechen Sie die eine oder andere noch nicht geöffnete Knospe ab und verspeisen Sie die süß-pikante Besonderhe­it. Köstlich. Aber verwechsel­n Sie Lilie nicht mit Taglilie, die beiden sind nicht verwandt.

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Ute Woltron Der Storchschn­abel ist eine gute Wahl für einen Platz in der Sonne, außerdem mehrjährig.
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