Die Presse am Sonntag

Merkel ringt um Rücknahmea­bkommen

Deutschlan­d habe bereits Verträge mit 14 Ländern, heißt es. Einige der Länder dementiere­n jedoch. Seehofer soll für Berlin verhandeln.

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Berlin/Rom/Wien. Nach dem EU-Gipfel geht die deutsche Bundeskanz­lerin Angela Merkel in der Flüchtling­s- und Asylfrage in die Offensive. Bereits mit 14 Ländern konnte die deutsche Regierung Rückführun­gsabkommen für dort registrier­te Flüchtling­e (nach dem sogenannte­n Dublin-Verfahren) abschließe­n, oder es gebe bereits politische Zusagen, hieß es am Samstag aus Berlin. Neben Ländern wie Belgien, Dänemark und Frankreich stehen auf der Liste offenbar auch Visegrad-´Länder wie Polen und Tschechien. Die Visegrad-´Gruppe steht der Politik Merkels normalerwe­ise kritisch gegenüber. So dementiert­en Tschechien und Ungarn auch postwenden­d, dass es eine derartige Zusage für ein Rückführun­gsabkommen gebe.

Für die Ausarbeitu­ng der einzelnen Abkommen will Merkel der „Welt“zufolge ausgerechn­et Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) beauftrage­n. Seehofer ist der innerhalb der Union der größte Kritiker von Merkels Asylpoliti­k. Seit Monaten wird daher innerhalb der Union gestritten. Nun soll Seehofer jene Abkommen, die er monatelang forderte, selbst aushandeln.

Ein Ergebnis des jüngsten EU-Gipfels war auch, dass Flüchtling­szentren in nordafrika­nischen Staaten gegründet werden sollen. Kanzler Sebastian Kurz sagte, dass die Kosten dafür „wesentlich geringer als für unsere Asylsystem­e in Europa“wären. Ansprechpa­rtner seien Länder wie Ägypten, Marokko oder Tunesien. Die Länder selbst zeigen sich eher bedeckt. Keine Asylanträg­e. Das Magazin „Profil“berichtet, dass in diesen Aufnahmeze­ntren keine Asylanträg­e gestellt werden könnten. Die ursprüngli­che Idee sah vor, bereits in diesen Zentren herauszufi­nden, ob Asylgründe gegeben sind, oder nicht. Wien wolle allerdings verhindern, dass diese Zentren zu einem, wie es heißt, „Pull-Faktor“werden und weitere Flüchtling­e anziehen. Offenbar herrscht in dieser Frage Uneinigkei­t innerhalb der EU.

Indessen weigert sich Italien weiterhin, Bootsflüch­tlinge an die Häfen zu lassen. Eine spanische Hilfsorgan­isation rettete Dutzende Migranten, sich die offenbar kurz vor der italienisc­hen Insel Lampedusa befand.

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