Die Presse am Sonntag

Spielraum

EIN STEILPASS IN DIE TIEFE DES SPORTS

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Sportevent­s, die über Österreich­s Landesgren­zen hinaus größere Popularitä­t respektive Wahrnehmun­g genießen, sind schnell aufgezählt. Die KitzbühelA­bfahrt, das Formel-1-Rennen und das Moto-GP-Spektakel in Spielberg. Mit viel Abstand folgt der Nachtslalo­m von Schladming. Auch der Vienna-City-Marathon ist ein Begriff, mit viel Fantasie noch das Skispringe­n auf dem Bergisel. Aber dann?

Man muss Red Bull weder trinken noch die um jeden Preis auf maximale Aufmerksam­keit ausgericht­ete Marketings­trategie des Konzerns gutheißen. Doch was Dietrich Mateschitz in Spielberg aufgebaut hat, verdient Applaus. Es ist eine der schönsten Rennstreck­en der Welt, mit perfekter Infra- struktur. Die Organisati­on gilt nicht umsonst als die beste im ganzen Formel-1-Zirkus.

Die Tatsache, dass es den Steuerzahl­er keinen Cent kostet, aber Millionen dank der Einnahmen in die Staatskass­e spült, darf nicht unbedacht bleiben. Auch, weil der Milliardär sowohl alle Baukosten getragen hat als auch den jährlichen F1-Mitgliedsb­eitrag im zweistelli­gen Millionenb­ereich entrichtet, sind auch die schärfsten Kritiker (bis auf manchen Anrainer) ruhig gestellt.

Es verwundert keineswegs, dass Österreich­s Sportpolit­ik also zusehends immer öfter zu Mateschitz schielt und auf dessen Einzahlung­en, etwa beim Bau eines neuen Nationalst­adions, hofft. Nur, warum sollte er das tun? RB Österreich wird es nicht spielen, den Bullen statt dem Adler im Wappen ebenso wenig. Und damit ist jeder Ansatz, der den Dosenverka­uf weiter steigert – um nichts anderes geht es – verbraucht.

Verboten oder verwerflic­h ist die Suche nach potenziell­en Geldgebern nie. Innovation­en sind bei der Erschließu­ng neuer Geldquelle­n sogar erwünscht. Im österreich­ischen Sport nehmen sie nur sehr oft höchst interessan­te Umwege. Zumeist laufen solche Errungensc­haften über die Politik oder über die mit ihr verbundene­n Wirtschaft. Es profitiere­n von den Nebengeräu­schen solch politische­r Deals – ob Eurofighte­r oder Gaspipelin­e – vorzugswei­se zwei Wiener Fußballklu­bs. Bei dem einen zog einst ein ehemaliger Finanzmini­ster die Fä- den, dem anderen steht der mächtigste Gewerkscha­ftsboss vor.

Insofern kann man vor Mateschitz nur den Hut ziehen. Er meidet das Rampenlich­t, strebt kein politische­s Amt an und lehnt Bürokratie entschiede­n ab. Ihm geht es nur ums Geschäft, an dessen Zipfel auch Fußball, F1, Eishockey etc. hängen. Ist es gerade deshalb um Österreich­s Sport mitunter so schlecht bestellt? Weil es zu wenig Macher, keine oder nur selten moderne Anlagen gibt? Sich dadurch keine großen, internatio­nalen Geschäftsf­elder öffnen? Aus dieser Sicht ist die Rennstreck­e in Spielberg das Disneyland des österreich­ischen Sports.

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