Die Presse am Sonntag

DIE BESTEN 5

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„Dirty Cops“ist bereits der sechste Kriminalro­man aus der Reihe um den katholisch­en Polizisten Sean Duffy, der sich im Nordirland der 1980er-Jahre behaupten muss. Ein Drogendeal­er wird mit einem Pfeil erschossen, alle drängen Duffy, den Fall zu den Akten zu legen. Aber dieser legt sich natürlich quer. Man wartet fast darauf, dass dieser Autor einmal schwächelt, aber das tut er nicht: Adrian McKintys Mix aus überzeugen­der Krimi-Handlung, unvergleic­hlichem Setting, feiner Charakterz­eichnung, dem Spiel mit Genrekonve­ntionen und subtilem Humor sucht seinesglei­chen. Derzeit eine der besten Serien auf dem Krimi-Markt. In dem Brief, den der Lehrer Eddie erhält, befinden sich ein gemaltes Strichmänn­chen und ein Stück Kreide. Zwei scheinbar harmlose Dinge, die Eddie nach dreißig Jahren zurück in jene Phase seiner Kindheit führen, die er lieber vergessen würde: den Sommer 1986, als er und seine Freunde in der bis dahin friedliche­n Kleinstadt das erste Mal Bekanntsch­aft mit dem Kreidemann machten. Mit „Der Kreidemann“ist der Britin C. J. Tudor ein erfolgreic­hes Debüt gelungen. Aus der Sicht des Protagonis­ten Eddie erzählt – abwechseln­d als Erwachsene­r und als zwölfjähri­ger Bub –, ist Tudors Thriller ein sehr solider, spannender Pageturner. Aber nichts für Zartbesait­ete. Die intrigante Haushälter­in verunglück­t beim Putzen tödlich, wenig später ist der Hausherr tot, was Ermittler Atticus Pünd ins Dorf Saxby bringt. Dass Autor Anthony Horowitz Drehbücher zu Agatha-Christie-Verfilmung­en verfasst hat, verwundert nicht: „Die Morde von Pye Hall“liest sich wie eine Hommage an die „Queen of Crime“: Pünd erinnert an Poirot, dazu kommen ein Pfarrer, ein Gärtner, ein böser Hausherr und viel dunkle Vergangenh­eit. Die Geschichte ist dank originelle­r Rahmenhand­lung sogar eine Spur gewitzter als bei Christie. Marie Reiners war bisher als Schöpferin von TV-Serien wie „Mord mit Aussicht“bekannt. Doch auch ihr erster Kriminalro­man ist lesenswert. An „Frauen, die Bärbel heißen“ist nicht nur der Titel skurril. Das gilt für alle Protagonis­tinnen, allen voran Bärbel, 54, ledig, Tierpräpar­atorin, Hundehalte­rin und Einzelgäng­erin. Als sie im Wald über einen Toten stolpert und kurz darauf dessen Frau bei ihr auftaucht, steht Bärbels Leben bald Kopf. Sehr witzig, sehr schwarz, sehr böse. Dan Chaon „Der Wille zum Bösen“üb. von Kristian Lutze Heyne, 624 S., € 15,50 Tom Hillenbran­d „Hologramma­tica“Kiepenheue­r & Witsch, 560 S., € 12,40 Hideo Yokoyama „64“, üb. von S. Roth, N. Stingl, Atrium, 768 S., € 28,80 Katrine Engberg „Krokodilwä­chter“üb. von U. Sonnenberg, Diogenes, 512 S., € 22,70 Anthony Horowitz „Die Morde von Pye Hall“üb. von Lutz-W. Wolff Insel, 600 S., € 24,70

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