Die Presse am Sonntag

Lesbar für Jung und Alt

Bücher, die mehr als eine Generation lesen kann.

- VON DORIS KRAUS

Beim Lesen sind die Alten den Jungen gegenüber eindeutig im Vorteil. Denn während es viele Bücher gibt, die für ein junges Publikum geschriebe­n wurden, durchaus aber auch von den „Älteren“gern gelesen werden, dürfte viele junge Menschen das literarisc­he Altenteil eher weniger interessie­ren.

Was schade ist, denn da gibt es teilweise köstliches Lesefutter. Eines davon ist „Das alte Böse“von Nicholas Searle – ein wendungsre­icher Roman über zwei durchtrieb­ene Rentner, die einander nichts schuldig bleiben. Etwas ernster geht es bei David Szalay zu, der in „Was ein Mann ist“der Frage nachgeht, wieso man plötzlich weiß, dass man nicht mehr jung ist, aber nicht, wie man an diesen Punkt gekommen ist. Richard Russo stellt in „Immergleic­he Wege“seinen Protagonis­ten – durchwegs Akademiker in ihren 50ern – die Frage, ob sie das Leben gelebt haben, das sie eigentlich leben wollten.

Mit dieser Frage setzen sich auch die jungen Protagonis­ten in den Romanen von John Green auseinande­r, wenn auch in altersadäq­uater Form. Berühmt geworden mit „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“hetzt Green in „Schlaft gut, ihr fiesen Gedanken“die 16-jährige Aza auf die Spur eines verschwund­enen Millionärs. Um die Jagd aufzunehme­n, muss Aza zuerst allerdings ihre ureigenen Ängste in den Griff kriegen. Um diese geht es auch in „Dumplin’“von Julie Murphy. Willowdean („Will“, 16) ist die Dicke vom Dienst, und es ist ihr egal. Bis sie sich verliebt. Doch dann will sie allen beweisen, dass die Kleidergrö­ße für das Glück keine Rolle spielt. Mit anderen Worten: ein Buch, das für Eltern eventuell genauso gut geeignet sein könnte wie für ihre Kinder.

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