Die Presse am Sonntag

Mutter sein, ja oder nein?

Betrachtun­gen zur modernen Mutterscha­ft.

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So gut wie jede Frau stellt sich ab Anfang, Mitte 30 die Frage, ob sie Mutter werden will. Und vor allem, ob sie es wirklich will oder nur einem gesellscha­ftlichen Ideal entspreche­n will. Zwei Autorinnen nähern sich dieser Frage aktuell von zwei konträren Seiten. Es empfiehlt sich daher, ihre beiden Bücher parallel oder hintereina­nder zu lesen: Die deutsche Journalist­in und Autorin Antonia Baum ist Anfang 30 Mutter geworden und erzählt in „Stillleben“(Piper), wie schwer sie sich, obwohl sie es wirklich wollte, damit tat, ihre Freiheit aufzugeben. Mit der Schwangers­chaft erlebt sie erstmals, dass Gleichbere­chtigung zwischen ihr und ihrem Partner ins Wanken gerät. Baum jammert nie, sie sieht sich nicht als Opfer, aber sie macht sich Gedanken über unsere Gesellscha­ft und den Druck, den viele beim Thema Elternscha­ft empfinden.

Die kanadische Autorin Sheila Heti wiederum hat sich entschiede­n, keine Kinder zu bekommen. In ihrem bisher nur auf Englisch erschienen­en Buch „Motherhood“(Harvill Secker, 304 S.) nimmt sie uns auf ihre dreijährig­e Entscheidu­ngsreise mit, die sie zwischen 37 und 40 durchlebt hat. Es ist ein sehr ehrlicher Monolog, den Heti da mit sich geführt hat. Und ihre Entscheidu­ng hat nichts Verbittert­es, sie ist sogar eine Chance. Wer sich gegen Kinder entscheide­t, werde in gewisser Weise sein eigenes Kind: „Man fängt noch mal an, bei sich selbst“, schreibt sie.

Einer anderen, nicht nur selbst gewählten Mutterscha­ft widmet sich „Falter“-Journalist­in Barbara Toth: In „Stiefmütte­r“(Residenz, 130 S.) schreibt sie, selbst zweifache Mutter und Stiefmutte­r, ungeschönt über das Leben mit Kindern, die nicht die eigenen sind.

Domenico Starnone:

„Auf immer verbunden“, DVA, 176 S., 18,50 Euro.

Antonia Baum:

„Stillleben“, Piper, 224 S., 20,60 Euro.

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