Die Presse am Sonntag

FAKTEN

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Rund 270 Kilometer

beträgt die Länge des Zaunes, den Bulgarien an seiner Grenze zur Türkei vor fünf Jahren zu errichten begonnen hat.

2007

trat Bulgarien gemeinsam mit Rumänien der EU bei. Die weit verbreitet­e Korruption und Missstände bei deren Verfolgung sowie der allgemeine­n Organisati­on der Justiz führten dazu, dass beide Länder seither und bis auf weiteres halbjährli­ch von der Europäisch­en Kommission geprüft werden.

2011

befand die Kommission ungeachtet dieser Probleme, dass Bulgarien die formalen Bedingunge­n für die Aufnahme in den Schengen-Raum erfüllt.

2017

gab es für dieses Ansinnen den jüngsten Rückschlag: im Innenminis­terrat fand sich nicht die nötige Einstimmig­keit für die Aufnahme Bulgariens. Allen voran machte sich Deutschlan­d dagegen stark und wies auf die weiterhin grassieren­de Korruption im öffentlich­en Dienst hin. ode der Jahre 2014 bis 2020 aus dem Internal Security Fund zur Verfügung.

Sofern Mollows Zahlen belastbar sind, bezeugen sie die Wirksamkei­t dieser Investitio­nen. Im Jahr 2017 griffen seine Männer um 83 Prozent weniger Menschen beim Versuch auf, die Grenze unerlaubt zu überqueren, als im Jahr 2015. In absoluten Zahlen war das ein Rückgang von 9245 auf 510 Aufgriffe. Die Schlepper kämen aus Syrien, Afghanista­n, dem Irak, Pakistan: „Aber wenn Sie diese Zahlen anschauen, sieht es nicht so aus, aus wären sie sehr gut in dem, was sie tun.“ Die Kosten der Abschottun­g. Bulgarien legt nicht grundlos so viel Wert darauf, seine Außengrenz­e streng zu sichern. Die Regierung möchte beweisen, dass sie bereit ist für die Aufnahme in den Schengen-Raum. Im Jahr 2011 erklärte die Kommission bereits, dass alle formellen Kriterien erfüllt seien. Doch die Einstimmig­keit im Kreis der EU-Innenminis­ter scheiterte am Misstrauen vor allem Deutschlan­ds und der Niederland­e gegenüber den Bemühungen Sofias zur Bekämpfung der Korruption. Ob Österreich­s Ratsvorsit­z dieses heikle Thema zur Abstimmung bringen wird, ist derzeit noch offen.

Und die Abschottun­g gegenüber der Türkei hat ökonomisch­e Kosten. Drei Kilometer vor dem Übergang Elhovo beginnt beiderseit­s der Grenze der Stau der Fernkraftf­ahrer. Jeder Lkw wird einzeln geprüft, ob sich nicht unter der Plane oder auf den Achsen ein Migrant versteckt. Auf einem Türmchen ist eine Grenzerin eigens zu dem Zweck postiert, um zu schauen, ob jemand die Planen aufgeschli­tzt hat und in den Laderaum geschlüpft ist; das sei die häufigste Methode, um heimlich via Lkw die Grenze zu überqueren, sagen die Grenzpoliz­isten.

Der strenge Grenzschut­z soll Bulgariens Reife für den Schengen-Raum beweisen.

All das braucht Zeit. Zeit ist für die Frächter Geld. In einer idealen Welt würde der verarmte Osten Bulgariens davon profitiere­n, dass die Weltmetrop­ole Istanbul näher liegt als die eigene Hauptstadt Sofia. In der realen Welt hingegen fechten solche Einwände den Grenzkomma­ndanten Mollow nicht an. „Die Entscheidu­ng, den Zaun zu bauen, hat die Sicherheit an der Grenze hundertfac­h erhöht“, sagt er. „Ich kann Ihnen versichern: wenn Sie 2019 wieder kommen, werden Sie noch mehr Sicherheit­sanlagen sehen.“

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