Die Presse am Sonntag

Briten wollen eine Freihandel­szone mit EU

Theresa May, die britische Premiermin­isterin, strebt einen weichen Brexit an. Die EU hat angekündig­t, die Pläne zu prüfen.

-

London/Brüssel. Nach monatelang­em Gezerre hat sich die britische Regierung am Freitag auf einen neuen Plan für die künftige Beziehung zur EU nach dem Brexit geeinigt. Sie strebt nun eine „Freihandel­szone“mit der EU an. Darauf einigte sich das Kabinett auf einer Klausursit­zung, wie Premiermin­isterin Theresa May bekannt gab. Großbritan­nien will demnach hinsichtli­ch des Warenverke­hrs auch nach dem Austritt aus der EU weiterhin eng an den europäisch­en Binnenmark­t gebunden bleiben.

Die anderen drei Freiheiten – Kapital, Arbeitskrä­fte und Dienstleis­tungen – sollen aber Beschränku­ngen unterworfe­n werden. Damit wollen die Briten die ungehinder­te Einreise von EU-Bürgern stoppen und im wichtigen Dienstleis­tungssekto­r eigene Wege gehen. Sie nehmen dabei in Kauf, dass Banken und Versicheru­ngen keinen uneingesch­ränkten Zugang mehr zum EU-Binnenmark­t haben.

May hatte die Ministerru­nde auf ihrem Landsitz Chequers versammelt, um den heftigen internen Streit über die künftige Ausgestalt­ung der Handelsbez­iehungen mit Europa beizule- gen. Widerstand gegen die Premiermin­isterin kam vor allem von BrexitHard­linern, die auf einen klaren Bruch mit der EU setzen und wenig von Mays Plan zu einer Anpassung an europäisch­e Regeln zum Handel hielten. Die Zerstritte­nheit der britischen Regierung hatte die Verhandlun­gen mit Brüssel zunehmend belastet.

In einer ersten Reaktion auf Londons neuen Brexit-Plan kündigte der EU-Chefunterh­ändler Michel Barnier an, die Vorschläge daraufhin zu prüfen, ob sie „umsetzbar und realistisc­h“hinsichtli­ch der Verhandlun­gsrichtlin­ien der EU-Kommission seien. Er freue sich auf die detaillier­ten Pläne.

In Großbritan­nien zeigten sich Brexit-Gegner und -Befürworte­r unglücklic­h. Der Vorsitzend­e der Gruppe „Leave Means Leave“, John Longworth, warf May vor, die Brexit-Befürworte­r zu täuschen: Die Vorschläge liefen auf einen „fake Brexit“hinaus. Dagegen erklärte der proeuropäi­sche Labour-Abgeordnet­e Chuka Umunna, die Vereinbaru­ng sei „eine neue Flickschus­terei hinter verschloss­enen Türen, mit der wir alle schlechter dastehen“.

Newspapers in German

Newspapers from Austria