Goldige Gaben
Derzeit leuchtet mancherorts der Waldboden selbst nach den frühmorgendlichen Beutezügen rüstiger Pensionisten noch nachmittags eierschwammerlgelb. Das Pilzfieber hat die Nation erfasst.
Selten noch habe ich bisher einen Gedanken an die ferne Zeit des Ruhestands verschwendet, doch wenn, dann stets zu dieser Zeit des Jahres. Während sich frühmorgens die noch werktätige Bevölkerung schnäuzt und kampelt und sodann ihre jeweilige Beschäftigung aufnimmt, sind rüstige Rentnerinnen und Pensionäre längst unterwegs. Bereits im Morgengrauen sind sie in die Wanderschuhe geschlüpft, haben bauchige Körbe ergriffen und sich in den Wald begeben.
Nicht in irgendeinen Wald, versteht sich, sondern in jenen ganz bestimmten und geheimen, irgendwo dort weit, weit oben, dorthin, wo schon ihr Opaselig die besten aller Pilzplätze kannte, oder die Oma, und in dem das Schwammerlsuchen so richtig Spaß macht. Während unsereiner den ersten Vormittagspausenkaffee schlürft, haben sie ihr Tagwerk schon beendet und sind bereits damit befasst, die heimgeschleppte Beute zu putzen. Denn Schwammerln sucht man am besten frühmorgens und, wenn nicht ganz allein, dann nur mit engsten Verwandten und anderen vertrauenswürdigen Personen. Die besten Pilzplätze – sie gehören zu den bestbewahrten Geheimnissen der Landbevölkerung. Verborgene Plätze. Als in der Bekanntschaft ein berüchtigter Pilzjäger hochbetagt kurz davorstand, das letzte Hemd zu tragen, bekniete ihn die Enkelschar und bat ihn inständig, seine verborgenen Plätze zu verraten, jetzt, da er doch nicht mehr auf die Pirsch