So pflegen Unternehmen ihren Aktienkurs
Die hohen Gewinne treiben Firmen zu Aktienrückkäufen in Rekordhöhe. Investoren freut’s. Kritik gibt’s auch.
Kaum ein Tag verging zuletzt, ohne dass ein Unternehmen ein oder ein weiteres Aktienrückkaufprogramm angekündigt hat. So auch in der Vorwoche. Am Montag etwa gab der deutsche Versicherungskonzern Allianz früher als gedacht bekannt, dass er bis Ende September bis zu einer Milliarde Euro an seine Anteilseigner zurückgibt, indem er eigene Aktien erwirbt. Dabei hatte er das vorige Rückkaufprogramm über zwei Milliarden Euro vom Jahresbeginn erst im Mai abgeschlossen. Gewiss, keine Unsumme für den Riesen – und doch kam der Schritt an der Börse gut an.
Ein ähnliches Bild gab es am Donnerstag beim Schweizer Rohstoffhändler Glencore, der ein Rückkaufprogramm im Ausmaß von einer Milliarde Dollar (856 Mio. Euro) ankündigte. Als Reaktion schnellte die Aktie umgehend um gleich 4,7 Prozent nach oben. Glen- core hat offenbar eine bewusste Beruhigungsaktion gesetzt, vermuten Analysten. Zwei Tage zuvor nämlich war die Aktie um acht Prozent abgestürzt, weil die US-Behörden verdächtige Konzernzahlungen in diversen Rohstoffstaaten ins Visier genommen hatten.
Und auch die österreichische Immofinanz gab am Donnerstag bekannt, 8,66 Prozent der eigenen Aktien zurückzukaufen.
Die Unternehmen pflegen sichtlich ihre Aktien. Für gewöhnlich nämlich korrelieren Aktienrückkäufe und die Entwicklung des Kurses sehr direkt. So hat eine Studie von Morgan Stanley gezeigt, dass Papiere von Konzernen, die ein Rückkaufprogramm ankündigen, in den zwölf Monaten danach merklich besser performen als der Gesamtmarkt. Zum Teil hat das auch damit zu tun, dass die Unternehmen die wiedererworbenen Papiere einziehen und so den Wert für die restlichen steigern.
Dass derzeit auffällig viel an Papieren zurückgekauft wird, hat vor allem mit den üppigen Firmengewinnen angesichts der guten Konjunktur zu tun. Allen voran greifen Technologiekonzerne jetzt zu diesem Kunstgriff. Bei US-Konzernen kommt hinzu, dass die dortige Steuerreform eine Rückführung der im Ausland geparkten Gewinne begünstigt. So hat Apple im Mai ein entsprechendes Kaufprogramm für satte 100 Mrd. Dollar angekündigt. In den USA auf Platz zwei liegt übrigens Cisco mit einem seit Februar laufenden Programm über 25 Mrd. Dollar.
Die Freude über die Rückkäufe ist freilich nicht ungeteilt. Kritiker sagen, das Geld sollte besser in Forschung, Akquisitionen oder in die Erschließung neuer Märkte fließen.