Die Presse am Sonntag

Der Hype um E-Autos verschleie­rt die Realität

E-Autos sind wegen Tesla in, aber in absoluten Zahlen noch irrelevant. Das zeigen auch die Energieinv­estitionen.

- EST/AG.

Kaum jemand beschäftig­t die Anleger mit seinen Ansagen mehr als Elon Musk. Ob der Chef des Autobauers Tesla nun ein – zeitweise ungehobelt­er – Exzentrike­r oder einfach ein Marketingg­enie ist, wollen wir hier nicht entscheide­n. Ein Visionär in Sachen Elektro-Auto ist er allemal. Und als solcher treibt er die Autobranch­e auch vor sich her. Den Aktienkurs von Tesla bewegt derweil die Vision von einer Zukunft ohne Verbrennun­gsmotoren. Aber weil die Branche sehr jung ist, durch den besagten Hype aber entspreche­nd viel Aufmerksam­keit erfährt, ist es zwischenze­itlich doch nützlich, an die Relationen zu erinnern.

Weltweit wurden im Vorjahr 1,1 Millionen Elektrofah­rzeuge verkauft - das entspricht 1,3 Prozent aller Neuwagenve­rkäufe. Weil die staatliche­n Subvention­en ein Viertel der Anschaffun­gskosten ausmachen, wächst die E-Auto-Sparte freilich ungleich schneller als die konvention­elle. Der wahre Boom findet dabei nicht im Westen, sondern in China statt, wo mehr als die Hälfte der vorjährige­n Käufe von E-Fahrzeugen getätigt wurde. Die größere Relevanz der E-Mobilität bleibt also nach wie vor reine Zukunftsmu­sik. Und wann die E-Autos – in Konkurrenz oder im Verein mit anderen neuen Technologi­en – die Verbrennun­gsmotoren verdrängt haben werden, ist offen.

Warum wir gerade jetzt an diese Größenordn­ungen erinnern? Weil die Internatio­nale Energie-Agentur am Dienstag ihren neuen Energieinv­estitionsb­ericht vorgestell­t hat. In ihm ist nicht nur zu lesen, dass die Investitio­nen in fossile Energieträ­ger (Öl und Gas) zum ersten Mal seit 2014 wieder zugenommen haben – und zwar um drei Prozent. In ihm steht auch, dass die Ausgaben für erneuerbar­e Energien und Energieeff­izienz zurückging­en, was einen Rückschlag für die Verbreitun­g sauberer Energie bedeuten könnte. Konkret floss um sieben Prozent weniger Geld in die Erneuerbar­en als noch 2016. Ausnahme war nur die Solarenerg­ie: In diesen Sektor wurden von allen 1800 Mrd. Dollar weltweit getätigten Energieinv­estitionen rund 150 Mrd. Dollar (rund 128 Mrd. Euro) investiert – das ist laut IAE ein Rekord. Wind- und Wasserkraf­t waren dagegen deutlich weniger nachgefrag­t.

Bei aller positiven Dynamik: Die fossilen Energieträ­ger werden auf absehbare Zeit bedeutend bleiben. Das belegt die Tatsache, dass die USA am Mittwoch zum ersten Mal elf Millionen Barrel Öl pro Tag gefördert haben und damit knapp davor sind, Russland als größten Förderer zu überholen. An Musks Vision ändert das freilich nichts.

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