Die Presse am Sonntag

Popeyes Helfer als Stütze des Konzerns

Der erste Willys MB war ein billiges Allzweckau­to für das US-Militär. Später waren die Geländewag­en von Jeep lange Jahre ein Minderheit­enprogramm, mittlerwei­le ist die Marke zur Stütze und Zukunftsho­ffnung des FCA-Konzerns geworden.

- VON NORBERT RIEF

Es ist eine nicht unbedingt wahre, aber eine schöne Geschichte, und deswegen erzählen wir sie. Die Geschichte erklärt, woher der Name Jeep kommt. In der Comicserie „Popeye“gibt es ein tierisches Superwesen, das seinem Freund immer dann half, wenn er trotz seines Spinatkons­ums nicht mehr weiterwuss­te. Eugene the Jeep war stark, konnte klettern, alle Hinderniss­e überwinden, war nicht zu stoppen – und deswegen nannten die Soldaten der US-Armee im Zweiten Weltkrieg den Willys MB Jeep.

Die andere Erklärung ist recht prosaisch: Der Name komme von der Abkürzung GP für „general purpose vehicle“, Allzweckfa­hrzeug, die englisch „Dschieh Pieh“ausgesproc­hen wird. Daraus sei Jeep geworden.

Damals jedenfalls, 1940, als WillysOver­land Motors in nur 49 Tagen einen Prototyp für ein „kleines, günstiges, geländegän­giges Fahrzeug“entwickelt­e, sprach noch niemand von einem Jeep. Das US-Verteidigu­ngsministe­rium wollte ein Allround-Auto für den Krieg, und der Willys MB (eine überarbeit­ete Version des Willys MA) entsprach genau diesen Anforderun­gen. 3,3 Meter lang, 63 PS stark, zuschaltba­rer Allrad, Steigfähig­keit bis 60 Prozent – 600.000 Fahrzeuge produziert­e Willys-Overland (und in Lizenz mit leichten Abwandlung­en Ford) bis zum Kriegsende.

Es dauerte lang, bis Jeep – der Name wurde erst 1950 markenrech­tlich geschützt – wieder ähnlich viele Fahrzeuge verkaufte. Seit einigen Jahren aber geht es mit der Marke steil nach oben.

Allein von 2015 auf 2016 stieg der Absatz in Europa, dem Mittleren Osten und Afrika (EMEA) um 56 Prozent, weltweit blieb ein Plus von 22 Prozent. Im Jahr davor – 2014 auf 2015 – legte der Absatz in Europa um mehr als 100 Prozent zu (auf 89.000 verkaufte Modelle). In Österreich betrug das Plus zwischen 2014 und 2017 162 Prozent (auf 3400 verkaufte Stück). Heuer will Jeep weltweit 1,9 Millionen Fahrzeuge absetzen.

Für den italienisc­hen FCA-Konzern wird die Marke damit zur wichtigste­n Stütze. Zwar kamen 33 Prozent der 4,74 Millionen Fahrzeuge, die Fiat Chrysler Automobile­s im vergangene­n Jahr verkaufte, von Fiat. Doch das waren Kleinwagen. Die Margen und das Geld bringt Jeep (30 Prozent Anteil) mit seinen SUV.

Und dieses Segment wird man in den kommenden Jahren noch weiter ausbauen – mit einem SUV unterhalb des derzeitige­n Einsteiger-Geländeaut­os Jeep Renegade und mit einem SUV oberhalb des Topmodells Grand Cherokee: dem Wagoneer und dem Grand Wagoneer, einer Reminiszen­z an das gleichnami­ge Modell der 1960er-Jahre (wurde bis 1993 hergestell­t). Sie sollen im kommenden Jahr als „Super premium“-Produkt eingeführt werden, der Grand Wagoneer will in seiner luxuriösen Ausstattun­g dem Range Rover Konkurrenz machen. Neuer Wrangler. Ihren Wurzeln aber bleiben die Italoameri­kaner treu, wie sie bei der Vorstellun­g des überarbeit­eten Jeep Wrangler bewiesen haben. Der Wrangler geht auf den Willys MB zurück, von ihm hat er die Front und das grobe Äußere. Er ist neben dem Mercedes G einer der letzten echten Geländewag­en auf dem Markt.

Jetzt hat man ihn an die neuen Abgasnorme­n angepasst (womit er in Europa nur noch als Vierzylind­er erhältlich ist) und für den Fußgängers­chutz überarbeit­et. Innen wurde er deutlich mehr SUV, man setzt verstärkt auf Komfort und Style, es gibt Ziernähte und USB-Ladeanschl­üsse.

Zwischen Tempo- und Drehzahlan­zeige informiert ein Monitor über bis zu 100 verschiede­ne Fahrdaten, man kann sich etwa Navigation­shinweise einblenden lassen oder die Verteilung der Kräfte bei Allradnutz­ung. Der Touchscree­n hält auch im Geländewag­en Einzug mit einem 8,4 Zoll großen Monitor und der Möglichkei­t, Apple CarPlay oder Android Auto damit zu nutzen.

Das Fahrwerk haben die Techniker so abgestimmt, dass sich der Fahrer mit dem Wrangler auch auf Asphalt- Innen hat Jeep den neuen Wrangler mehr auf SUV getrimmt, die Differenzi­alsperren (Bild rechts) aber bleiben. straßen wohler fühlt. Der 2,2-LiterVierz­ylinder-Diesel mit 200 PS (es gibt noch einen 2,0-Liter-Benziner mit 270 PS) bewegt den Zweitonner in Kombinatio­n mit der Achtgangau­tomatik angemessen, erstmals auch – viele wird es freuen – mit wählbarem permanente­m Allradantr­ieb für die Straße.

Von 2014 auf 2015 verdoppelt­e sich der Absatz von Jeep in Europa. FCA will sich bis 2021 von den Dieselmoto­ren verabschie­den.

Von den alten Tugenden hat der Wrangler nichts verloren. Die Frontschei­be kann man weiterhin nach vorn klappen, die Türen sind abnehmbar, das Dach kann man je nach Modell öffnen. Und wenn man den zweiten Schalthebe­l in die Position 4L (Allradantr­ieb mit Untersetzu­ng) zwängt, in der „Rubicon“-Version vielleicht noch die vorderen Querstabil­isatoren entkoppelt und ins Gelände fährt, dann gibt es wenig Hinderniss­e, die man mit dem Wrangler nicht bewältigen kann, und wenige Steigungen, die er nicht schafft. Hier ist er zu Hause, hier gehört er hin (einen Preis für den Wrangler, der ab Oktober bei den Händlern steht, gibt es noch nicht).

Jeep wird den Wrangler hegen und pflegen, weil man ihm das Image zu verdanken hat und den Umstand, dass

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria