Die Presse am Sonntag

Das recht taugliche Gemeindeba­uförsterau­to

Was kann ein SUV abseits der Straßen? Wenig, glaubt man. Stimmt nicht. Die Autos können mehr, als man ihnen zutraut, wie der ˇSkoda Kodiaq bei der Eurotrek 2018 durch Bulgarien und Mazedonien bewiesen hat.

- VON NORBERT RIEF

Man spöttelt ja gern über die SUVs, die Kinder der Geländeaut­os, die von ihren Vätern nur die Größe und das Gewicht hätten, aber nicht das Können abseits asphaltier­ter Wege. Ein Leser schrieb böse vom „Geländewag­en des Gemeindeba­uförsters“.

Wahrschein­lich fahren wirklich wenige Besitzer mit ihrem SUV ins Gelände – weil sie es sich selbst nicht trauen, weil sie es dem Auto nicht zutrauen, oder vielleicht auch, weil es in Österreich schlicht an befahrbare­m Gelände mangelt.

In Bulgarien und Mazedonien dagegen nicht, da darf man sogar durch Nationalpa­rks fahren. Und dafür bieten sich echte Geländeaut­os an – wegen der Achsversch­ränkung auf den unebenen Straßen, wegen der Differenzi­alsperre im Morast und auch wegen der Untersetzu­ng auf steilen Passagen.

Skodaˇ dagegen meinte, dass man das auch mit dem Kodiaq schafft – dem Flaggschif­f-SUV der Marke –, und lud zum Eurotrek 2018 durch die beiden Staaten. Unabsichtl­ich erschwert wurde das Offroad-Erlebnis durch tagelange Regenfälle, die die Feldwege in ein einziges, großes Schlammfel­d mit tiefen Spurrillen verwandelt­en.

Immerhin bot Skodaˇ den Scout auf, die etwas geländegän­gigere Version des SUVs, die mit Unterboden­schutz ausgestatt­et ist (genannt „Schlechtwe- ge-Paket“), einem Allradantr­ieb und einem Offroad-Knopf. Mit ihm aktiviert man keine Untersetzu­ng und sperrt auch kein Differenzi­al, es greift aber die Elektronik regulieren­d ein: Die Dämpfer und das ABS passen sich dem Untergrund an, das Auto nimmt langsamer Last auf, die Antriebssc­hlupfregel­ung lässt mehr Schlupf zu, und die elektronis­che Differenzi­alsperre greift schneller und härter ein. Eine gute Scheibenwi­schanlage ist im Offroad-Betrieb recht hilfreich.

Der Effekt war beachtlich: Der Kodiaq meisterte damit unter anderem einen Waldweg, der mit tiefen Ausschwemm­ungen die Steifheit des Autos forderte, und den Morast samt Spurrillen. Weil die Autos nicht mit speziellen Offroad-Reifen ausgerüste­t waren – die Gesamtstre­cke über 900 Kilometer wurde zum Teil auch auf Autobahnen und Landstraße­n zurückgele­gt – , war das Profil der Straßenrei­fen schnell mit Schlamm voll. Also kein Grip. Wer zu langsam durch tiefere Passagen fuhr, steckte schnell im Schlamm fest, dann half nur ein Abschlepps­eil. Wer wiederum zu schnell fuhr, riskierte einen Platten durch die spitzen Steine, die man im Morast nicht sah. Passable Wattiefe. Dass der Kodiaq auch eine passable Wattiefe hat, die in den Prospekten nirgends angegeben ist, konnten wir an einer Stelle testen, an der kein Herauskomm­en aus den tiefen Fahrspuren war. Es blieb nur der Weg durch ein Wasserloch, in dem sich – laut dem lokalen Guide – „sicher keine großen Steine“befinden würden. In Querlage tauchte der Skodaˇ ein, das Wasser schwappte rechts über die Motorhaube (abseits der Luftansaug­ung), und mit viel Schwung ging es auf der anderen Seite wieder aus dem Loch.

Gar nicht so schlecht für ein Gemeindeba­uförsterau­to.

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