Das recht taugliche Gemeindebauförsterauto
Was kann ein SUV abseits der Straßen? Wenig, glaubt man. Stimmt nicht. Die Autos können mehr, als man ihnen zutraut, wie der ˇSkoda Kodiaq bei der Eurotrek 2018 durch Bulgarien und Mazedonien bewiesen hat.
Man spöttelt ja gern über die SUVs, die Kinder der Geländeautos, die von ihren Vätern nur die Größe und das Gewicht hätten, aber nicht das Können abseits asphaltierter Wege. Ein Leser schrieb böse vom „Geländewagen des Gemeindebauförsters“.
Wahrscheinlich fahren wirklich wenige Besitzer mit ihrem SUV ins Gelände – weil sie es sich selbst nicht trauen, weil sie es dem Auto nicht zutrauen, oder vielleicht auch, weil es in Österreich schlicht an befahrbarem Gelände mangelt.
In Bulgarien und Mazedonien dagegen nicht, da darf man sogar durch Nationalparks fahren. Und dafür bieten sich echte Geländeautos an – wegen der Achsverschränkung auf den unebenen Straßen, wegen der Differenzialsperre im Morast und auch wegen der Untersetzung auf steilen Passagen.
Skodaˇ dagegen meinte, dass man das auch mit dem Kodiaq schafft – dem Flaggschiff-SUV der Marke –, und lud zum Eurotrek 2018 durch die beiden Staaten. Unabsichtlich erschwert wurde das Offroad-Erlebnis durch tagelange Regenfälle, die die Feldwege in ein einziges, großes Schlammfeld mit tiefen Spurrillen verwandelten.
Immerhin bot Skodaˇ den Scout auf, die etwas geländegängigere Version des SUVs, die mit Unterbodenschutz ausgestattet ist (genannt „Schlechtwe- ge-Paket“), einem Allradantrieb und einem Offroad-Knopf. Mit ihm aktiviert man keine Untersetzung und sperrt auch kein Differenzial, es greift aber die Elektronik regulierend ein: Die Dämpfer und das ABS passen sich dem Untergrund an, das Auto nimmt langsamer Last auf, die Antriebsschlupfregelung lässt mehr Schlupf zu, und die elektronische Differenzialsperre greift schneller und härter ein. Eine gute Scheibenwischanlage ist im Offroad-Betrieb recht hilfreich.
Der Effekt war beachtlich: Der Kodiaq meisterte damit unter anderem einen Waldweg, der mit tiefen Ausschwemmungen die Steifheit des Autos forderte, und den Morast samt Spurrillen. Weil die Autos nicht mit speziellen Offroad-Reifen ausgerüstet waren – die Gesamtstrecke über 900 Kilometer wurde zum Teil auch auf Autobahnen und Landstraßen zurückgelegt – , war das Profil der Straßenreifen schnell mit Schlamm voll. Also kein Grip. Wer zu langsam durch tiefere Passagen fuhr, steckte schnell im Schlamm fest, dann half nur ein Abschleppseil. Wer wiederum zu schnell fuhr, riskierte einen Platten durch die spitzen Steine, die man im Morast nicht sah. Passable Wattiefe. Dass der Kodiaq auch eine passable Wattiefe hat, die in den Prospekten nirgends angegeben ist, konnten wir an einer Stelle testen, an der kein Herauskommen aus den tiefen Fahrspuren war. Es blieb nur der Weg durch ein Wasserloch, in dem sich – laut dem lokalen Guide – „sicher keine großen Steine“befinden würden. In Querlage tauchte der Skodaˇ ein, das Wasser schwappte rechts über die Motorhaube (abseits der Luftansaugung), und mit viel Schwung ging es auf der anderen Seite wieder aus dem Loch.
Gar nicht so schlecht für ein Gemeindebauförsterauto.