Großvater erzählt die neue »Zauberflöte«
Bei Lydia Steier führt Klaus-Maria Brandauer die drei Knaben durch Schikaneders Märchen.
Auf manch gewohnte Pointe wird man auch bei der jüngsten Inszenierung im Kontinuum der Salzburger Bemühungen um die „Zauberflöte“verzichten müssen. Lydia Steier (Jahrgang 1978) ist die Regisseurin, die Intendant Markus Hinterhäuser ausgewählt hat. Sie wird die Oper in eine Rahmenhandlung betten: Drei Knaben aus einer reichen Wiener Familie (dargestellt von Mitgliedern der Wiener Sängerknaben) erfahren aus dem Mund ihres Großvaters die Geschichte von Papageno und Papagena, von der Königin der Nacht und ihrem Widersacher Sarastro.
Die gebürtige Amerikanerin Steier, zuletzt an der Semperoper und an der Komischen Oper Berlin tätig, hat unter Hinterhäusers Führung bereits während dessen Amtszeit bei den Wiener Festwochen gearbeitet: 2015 inszenierte sie Händels Oratorium „Jephta“.
Wobei einige Mitglieder der Besetzung bereits auf Salzburger „Zauberflöten“-Erfahrung zurückblicken können. Matthias Goerne ist erstmals der Sarastro. Er hat 1997 und 1999 in Achim Freyers Zirkus-Deutung der Oper den Papageno verkörpert. Seine Gegenspielerin in der Neuinszenierung im großen Festspielhaus ist Albina Shagimuratova. Sie war bereits 2008 in der letzten Wiederaufnahme von Pierre Audis Inszenierung unter Riccardo Muti die Königin der Nacht.
Einen empfindlichen Schlag mussten die Produzenten der diesjährigen „Zauberflöte“allerdings hinnehmen: Bruno Ganz sollte den Erzähler in dem neuen Text-Konzept geben. Er hat abgesagt und wird durch Klaus Maria Brandauer ersetzt – ein Salzburger Veteran, der hier nicht zuletzt als Jedermann Furore machen konnte. Debütiert hat Brandauer übrigens in Salzburg 1970 als „Held dieses Stücks“in Oscar Fritz Schuhs Inszenierung von Schnitzlers „Zum großen Wurstel“. Tausende Kristalle. Die Salzburger Kostümwerkstätten nutzen nicht zuletzt für die von Ursula Kudrna entworfenen Kostüme zur „Zauberflöte“die Kooperation des Festivals mit der Firma Swa- rovski, auf die Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler besonders stolz ist: „Wir arbeiten das sechste Jahr mit Swarovski zusammen“, sagt sie, „zwei Weltmarken, die für ihre Qualitäten berühmt sind.“
Kudrna stattet nicht nur die Königin der Nacht mit einem schimmernden Kostüm aus, das in 80 Arbeitsstunden aufwendig bestickt wurde. Auch Mitglieder des Chors tragen clowneske, aus Rauten gefügte Gewänder, die mit „mehreren 10.000 Kristallen“besetzt wurden. Für die weißen Krägen dieser fünf Figuren verwendete man übrigens „echte Tortenuntersätze“.
Kristalle kommen auch bei den beiden Bärenkostümen zum Einsatz, die in Taminos Beschwörung der wilden Tiere zu sehen sein werden: Mauro Peter singt den tenoralen Helden in der Premiere am 27. Juli. Christiane Karg ist die Pamina. Adam Plachetka und Maria Nazarova sind Papageno und Papagena. Am Dirigentenpult steht Constantinos Carydis. (ORF 2 überträgt am 4. August ab 20.15 Uhr.)