Gewerkschaft droht mit heißem Herbst
Das neue Arbeitszeitgesetz trat mit 1. September in Kraft. ÖGB-Chef Katzian will sich nun »zurückholen, was uns genommen wurde«.
Wien. Das seit gestern, Samstag, geltende neue Arbeitszeitgesetz hat die Gewerkschaften schon im Vorfeld auf die Palme gebracht. Und auch jetzt lassen die Arbeitnehmervertreter nicht locker. Im Kampf gegen die Anhebung der maximalen Höchstarbeitszeit (von zehn auf zwölf Stunden) wollen sie ihre Kräfte erstmals bündeln: Für die im Herbst startenden Kollektivvertragsverhandlungen sollen gemeinsame Ziele und Aktionen beschlossen werden.
„Die Gewerkschaftsbewegung wird die Verschlechterungen durch die neuen Regelungen nicht hinnehmen. Wir werden uns zurückholen, was uns genommen wurde – mit allen Mitteln, die eine Gewerkschaft hat“, sagte ÖGBPräsident Wolfgang Katzian am Samstag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit sieben Teilgewerkschaften. „Möglich ist alles.“Der Preis für das neue Gesetz solle mit allen Gewerkschaften gemeinsam festgelegt werden.
Auch Rainer Wimmer, Bundesgeschäftsführer der Produktionsgewerkschaft Pro-Ge, ist sich sicher, dass die künftigen Entwicklungen durch das neue Arbeitszeitgesetz „nicht gut ge- hen, das wird sich rächen“. Traditionell eröffnen die Metaller den Reigen der Lohnverhandlungen. Am 18. September werden sie ihre Forderungen den Arbeitgebern überreichen.
Die Gewerkschaft will sich bei den Verhandlungen auf eine „ordentliche Erhöhung“der Löhne konzentrieren, sagt Wimmer. Doch auch die Arbeitszeit und ungesunde Arbeitsbedingungen werden ein Thema sein. „Im Herbst werden wir mit ganzer Kraft gehörige Änderungen durchsetzen. Nur mehr Geld wird da definitiv nicht reichen.“ Neue Umfrage. Aus Sicht der Unternehmen kann von Klassenkampf aber keine Rede sein. Eine Umfrage des ÖVPWirtschaftsbunds ergab, dass das Betriebsklima in heimischen Unternehmen als sehr gut eingestuft wird. Mehr als zwei Drittel der Arbeitnehmer sind der Erhebung zufolge zufrieden.
„Das ist der Beweis dafür, dass in der Praxis Arbeitgeber und Arbeitnehmer an einem Strang ziehen und ein gemeinschaftlicher Umgang gelebt wird“, so Wirtschaftsbund-Generalsekretär Rene´ Tritscher.