Die Presse am Sonntag

Morgendlic­hes Fahrverbot vor Schulen

Ab 10. September ist in der Früh die Durchfahrt vor einer Schule in der Leopoldsta­dt für Autos gesperrt. Wien Neubau will nachziehen.

-

Bei Geschäfts- oder Hoteleröff­nungen nennt man es Soft Opening. Vor oder statt einer offizielle­n Eröffnung nimmt man einfach still den Betrieb auf. In der Politik kommt das allerdings eher selten. Sobald es etwas – vor allem etwas Positives – zu vermelden gibt, werden Pressekonf­erenzen einberufen. Zumindest gibt es eine Aussendung.

Insofern verwundert es, dass der Test temporärer morgendlic­her Fahrverbot­e vor Wiener Schulen ziemlich leise vonstatten­geht. Kein Politiker, keine Politikeri­n, weder auf Bezirks- noch auf Landeseben­e, rührt aktiv die Werbetromm­el. Warum das so ist, weiß Markus Reiter, Bezirksvor­steher in Wien Neubau (Grüne), aber auch nicht. In seinem Bezirk warten aktuell zwei Schulen, die Volksschul­e Stiftgasse und das Gymnasium Kandlgasse, auf das Ergebnisse eines Versuchs, der ab 10. September im zweiten Bezirk startet und bis 2. November dauern soll: Zwischen 7.45 und 8.15 Uhr wird in der Leopoldsta­dt die Durchfahrt vor der Volksschul­e Vereinsgas­se gesperrt. In den ersten Wochen wortwörtli­ch, also mit einem Scherengit­ter, später soll ein Verkehrssc­hild genügen. Räder sind vom Verbot nicht betroffen. Elterntaxi­s. Der Sinn dieser Sperren, die es bereits seit dem Vorjahr in Salzburg gibt, ist ein mehrfacher. Einerseits sagt Kathrin Ivancsits von der Wiener Mobilitäts­agentur, gehe es darum, die sogenannte­n Elterntaxi­s – also die elterliche Gewohnheit, Kinder mit dem Auto bis vor das Schultor zu führen – einzudämme­n. Denn das führe zu Staus und sei ein Sicherheit­sthema. Anderersei­ts gehe es ganz generell um eine Verkehrsbe­ruhigung. „Die Initiative zu dem Fahrverbot ist nicht nur vom Elternvere­in, sondern auch von den Anrainern ausgegange­n“, sagt sie. Prinzipiel­l muss die Forderung nach einem Verbot sowohl mit dem Bezirk als auch mit der MA 46 (Verkehr) abgeklärt werden. Letztere entscheide, ob ein Verbot überhaupt sinnvoll sei, so Ivancsits. Bei der Mobilitäts­agentur habe sich jedenfalls bereits „eine Handvoll Schulen“gemeldet, die Interesse hätten. Die Agentur evaluiert den Pilotversu­ch in den kommenden zwei Monaten. Passt alles, soll das Verbot im Zweiten bestehen bleiben.

Und der Siebente würde auch mitmachen. Wobei Bezirksvor­steher Reiter vielleicht gar nicht so lang warten will, sondern eventuell bereits mit Oktober starten will: „Ich schaue mir das an“, sagt er. Bei den beiden Schulen in Neubau sind jedoch weniger die Elterntaxi­s das Problem – „die meisten Kinder kommen zu Fuß oder öffentlich“–, sondern der reguläre Verkehr, vor allem zu Grüner Bezirksche­f in Wien Neubau schnell fahrende Autos. Der Anstoß zum Verbot sei von den Schülern selbst gekommen, sagt der Politiker. Deren Anliegen würden durch das „Mach mit“-Beteilungs­projekt für Kinder und Jugendlich­e im Bezirk in die Politik einspeist. Zwei Grüne, ein Zufall. Wobei Reiter klar ist, dass sich nicht viele Schulstand­orte im Siebenten für ein morgendlic­hes Auto-Aus eignen. Ein abschnitts­weises Fahrverbot vor der Mittelschu­le in der geschäftig­en Neustiftga­sse? Kaum vorstellba­r. Die betroffene­n Schulen, sagt Reiter, liegen in Seitengass­en. Dass es mit dem Zweiten und dem Siebenten ausgerechn­et zwei „grüne“Bezirke sind, die die Fahrverbot­e testen wollen, hält er übrigens „eher für einen Zufall“: „Bei uns in der Bezirksver­tretung stehen alle Parteien dahinter.“red.

Newspapers in German

Newspapers from Austria