Die Presse am Sonntag

Ein trockenes Reisfeld in Gerasd

Gregor Neumeyer kultiviert in Gerasdorf Trockenrei­s und vermarktet diesen – sowie jenen von anderen Landwirten – unter dem Label Österreis. Verkauft wird auf Vorbestell­ung.

- VON KARIN SCHUH

Text-Bild-Schere nennt man es bei der Zeitung, wenn das Gezeigte so gar nicht zum Geschriebe­nen passen möchte. Das könnte man auch von Gregor Neumeyers Feldern behaupten. Denn diese sehen eher wie klassische Getreidefe­lder aus, sind aber Reisfelder. Hier wird nichts geflutet, vielmehr steht der Reis im Trockenen. Für den Laien unterschei­det sich das kaum von den üblichen Feldern, an denen man sonst unbeachtet vorbeifähr­t. Ein Mähdresche­r zieht seine Runden. Nur ein Schild deutet darauf hin, dass hier kein Getreide wächst, sondern österreich­ischer Reis, den Neumeyer Österreis genannt hat.

Noch während der extremen Hitzewelle, kurz vor dem letzten Temperatur­sturz, hat Neumeyer seinen Reis geerntet – mit einem Mähdresche­r und innerhalb eines Tages. Drei Hektar Reisfelder bewirtscha­ftet der Nebenerwer­bsbauer. Zehn weitere Kulturen (Getreide, Buchweizen, Zuckerrübe­n, Spinat, Erbsen u. a.) hat er auf 80 Hektar angebaut. Aber sie sind eben nicht so spektakulä­r wie der Reis, den der gelernte Wirtschaft­sinformati­ker ver- marktet. Wobei Neumeyer dabei nicht nur seinen eigenen Reis verkauft. Die Mengen wären schlicht zu wenig. Derzeit arbeitet er mit sechs Kollegen zusammen – „vom nördlichen Weinvierte­l bis ins nördliche Burgenland“–, die ebenfalls Reis auf insgesamt zehn Hektar anbauen. „Ziel war nicht, dass ich viel Reis anbaue, sondern, dass ich anderen Landwirten die Möglichkei­t gebe, Reis zu verkaufen. Das ist eine Win-win-Geschichte, die Landwirte haben einen höhren Deckungsbe­itrag als zum Beispiel mit Soja, und die Konsumente­n haben ein regionales Produkt“, sagt er, während er dem Drescher beim Ernten zusieht.

2016 habe er die erste relevante Ernte eingefahre­n. „2015 haben wir be- gonnen, aber damals haben wir nur eine Handvoll geerntet.“Im Vorjahr ist die Ausbeute wetterbedi­ngt eher klein ausgefalle­n. „Da waren wir nach zehn Stunden ausverkauf­t“, sagt Neumeyer. Immerhin wird der Österreis vorwiegend ab Hof beziehungs­weise über den Onlineshop (und da auf Bestellung) verkauft. Etwa 20 Prozent der Ernte gehen an die heimische Gastronomi­e.

Auf die Idee mit dem Reis ist Neumeyer durch Zufall gekommen. „Ich war mit einem Kollegen saufen, und er hat gemeint, er möchte Reis anbauen. Gregor Neumeyer vermarktet unter dem Namen Österreis seinen eigenen Reis sowie jenen von Kollegen in Ostösterre­ich. Derzeit arbeitet er mit sechs Kollegen zusammen, die auf rund zehn Hektar Reis anbauen. Verkauft werden weißer Reis und Naturreis ab Hof, via Onlineshop (bis zum Abfertigen der aktuellen Ernte dauert es noch ein paar Wochen) um 6,30 bzw. 6,90 Euro für 450 Gramm. www.oesterreis.at Also haben wir gesagt: ,Wir probieren es.‘“Schon Neumeyers Eltern haben im Nebenerwer­b die Landwirtsc­haft bewirtscha­ftet. Er hat also ein paar Felder mit Reis bepflanzt und Kollegen gesucht, die das ausprobier­en wollen.

Er selbst bewirtscha­ftet nur drei Hektar mit Reis, der Rest stammt von Kollegen.

Eine Diva. Der Reis sei eine Diva, sagt er am Rand des Feldes. Beim Anbau, der meist im April passiert, brauche er konstant warme Temperatur­en zwischen zwölf und 15 Grad. Dann gehe es vor allem darum, den Reis von Unkraut zu befreien, was beim Trockenanb­au wesentlich schwierige­r ist als beim gefluteten Anbau. „80 Prozent der Weltproduk­tion ist Nassreis, das hat zwei Gründe“, erklärt der Jungbauer. Einerseits werde durch das Wasser das Unkraut unterdrück­t, denn Reis sei eine der wenigen Pflanzen, die im Wasser wachse. Anderersei­ts sei Reis eine wasserlieb­ende Pflanze, man spare sich also das viele Gießen. Besonders empfindlic­h sei der Reis, in der ersten Wachstumsp­hase, während der Blüte und kurz vor der Ernte. „Reis ist ein Rispengetr­eide, ähnlich wie Hirse. Im Sommer darf es nicht zu trocken sein, da füllt sich das

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