Die Presse am Sonntag

»Ich zeige Menschen nur, wie ich mein Notizbuch verwende«

Der Amerikaner Ryder Carroll hatte es als Kind nicht leicht. Er konnte sich auf vieles einfach nicht konzentrie­ren. So musste er früh einen Weg finden, sich selbst zu helfen. Ständig daran arbeitend, sein Leben besser in den Griff zu bekommen, entwickelt

- VON JUDITH HECHT

Der US-Amerikaner Ryder Carroll hat mit einem leeren Büchlein und einer vier minütigen Videoanlei­tung einen wahren Organisati­onshype bei Millionen von Menschen ausgelöst – und nebenbei eine Menge Geld verdient. Dabei war das gar nicht seine Intention. Die „Bullet Journal“-Methode entstand viel mehr aus (s)einer Not heraus. Sie hat, glaubt man der riesigen „BuJo“-Community auf YouTube, Instagram, Facebook und in anderen sozialen Medien, Ordnung in ihr Leben gebracht. Und zwar auf völlig analoge Weise, nur mit Heft und Bleistift, und das im digitalen Zeitalter.

Mit dem gelernten Digital Product Designer, der übrigens in Wien aufgewachs­en ist und fließend Deutsch spricht, hat sich „Die Presse am Sonntag“unterhalte­n. Wie kamen Sie auf die Idee, eine Zeitmanage­mentmethod­e zu entwickeln? Ryder Carroll: Das war weniger eine Idee als vielmehr ein Prozess. Schon im Kindergart­en wurde anderen und mir schnell klar, dass ich anders bin als andere Kinder. Wenn mich etwas nicht interessie­rte, war ich absolut nicht in der Lage, mich darauf zu konzentrie­ren. Das änderte sich auch in der Schule nicht. Was auch immer ich tat, selbst wenn ich mich dazu zwang aufzupasse­n, es funktionie­rte einfach nicht. Ich wurde von Psychologe­n untersucht, und es stellte sich heraus, dass es mir nicht an intellektu­ellen Fähigkeite­n mangelte, sondern, dass ich unter einem ausgeprägt­en Aufmerksam­keitsdefiz­itsyndrom (ADHS) litt.

Ryder Carroll

ist Digital Product Designer. Der 38-Jährige wurde in Wien geboren und wuchs dort als Sohn des Schriftste­llers Jonathan Carroll auf, bevor er Wien verließ und wegen des Studiums in die USA ging. Heute lebt er in New York.

2013

lancierte er seine „Bullet-JournalMet­hode“im Internet. Mithilfe eines leeren Hefts und einiger Anleitunge­n sollen damit Menschen ihre Zeit besser managen und herausfind­en, was wichtig für sie ist. Millionen von „BuJos“bringen mittlerwei­le auf diese Weise Ordnung in ihr Leben.

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Fabry Das „Bullet Journal“– ein Büchlein aus vielen leeren Blättern. Interessan­t.

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